Wie es in Deutschland um die Theologie und Philosophie aussieht, davon ich hier wegen Mangel an dar-
zu gehörigen Büchern nichts wissen kann, ausser was ich hie und da zerstreut, lese. Hier könnte ich auch
keinen Gebrauch davon machen. Ein Amerikaner der europäische Länder durchreiste, nennet (die) Ameri-
kaner) seine LandsLeute besonders die Geistlichkeit in NeuEngland nicht den deutschen Theologen nach-
zufolgen, welche mit der Schrift und vorzüglich mit dem Alten Testamente übel umgegangen wären.
Er stellte ihnen den traurigen Zustand Hollands und der Schweitz vor, und hofte das Unglück würde durch
durch jene warnende Beispiele noch von diesen Staaten abzuwenden seyn. So sollen es auch die Geistlichen
in Deutschland den Britten verdacht haben, daß sie noch so fest den alten Lehrbegrif z. B. von der Drey-
einigkeit ertzwingen. – Einmahl steth es in der Bibel, folglich ist man aufs heiligste verpflichtet dem
zu glauben, das geschrieben stehet. Über die hohen Taxen in Engelland werden hier Beschwerden geführt.
Die Bischöffe der Hochkirche bekämen ein zu reiches Salarium, und die Armen müßten es aufs härteste
empfinden. Die Dissenters in Engelland wünschten die nehmliche Rechte und Freyheiten zu bekommen, wie sie
alle Religionen und Partheyen in diesen Freystaaten genießen. Besonders beschweren sich die Bapti-
sten in Engelland über Druck und Einschränkung. Es ist auch bisweilen in den Zeitungen in diesen Staa-
ten etwas davon eingerückt zu finden. Den Teuffern, welche von deutscher Herkunft sind, und Bärte
tragen, die englischen Baptisten nennen sie Tuncker, wie auch andere Denominationen, aber ich halte es
für unchristlich sie mit diesen Namen zu beleidigen, weil er ihnen wie sie sagen zum Schimpf beygelegt
ward, dichten unsere Symbolischen Bücher solche Irrthümer an, die sie doch nicht hegen. Der Mann, dessen
in meinen Briefauszüge 1799 gedacht worden ist, und der bald das 80. Jahr erreicht hat, sein Na-
me ist Johann Martin von Geburth ein Pfältzer gab mir in einem Briefe einen kurtzen Aufsatz von ihren Lehr-
puncten, er nahm es gar freundlich auf, als ich ihn darum befragte. Er schrieb mir sie glaubten drey Perso-
n[en] in der hochgelobten Gottheit, er brauchte ausdrücklich das Wort Person um sich von einigen Leuten zu unter-
scheiden, dann trug er die übrigen Lehren biblisch vor. Diese sagte er wären ihr Buch sonst hätten sie keine be-
sondere Schriften in ihrer Gesellschaft. Sie tragen keine Waffen, denn man sollte seinen Nächsten lieben
aber Niemand tödten, auch legten sie keine Eide ab. Sie dürften auch keinen Gebrauch von solchen Dingen
machen, welche durch die Hände Sheriffs gegangen wären. Auch schrieb er, daß sie behaupteten, daß einer wie-
der aus dem Gnadenstandte fallen könnte, daß sie keine gäntzliche Vollkommenheit nach Phil. 3 in diesen
Leben behaupteten, daß keiner ohne Glauben getauft werden könnte, daß auch welche unter ihnen wären, welche
die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhielten. Das Abendmahl halten sie Abends, wo einer den andern seine Sünden
bekennt, und das Fußwaschen wäre bey ihnen nach Christi Vorschrift eingeführet. Von der Widerbringung aller
Dinge schrieb er mir in einem Briefe, daß er sie glaubte, und auch sein Bruder. Aber von der sichtbaren Erschei-
nung des HErrn auf Erden da ein 1000jähriges Reich seyn wird, schrieb er mir nichts, er behauptet es aber als
unumstößlich wahr. Den sel. Johann Huß der in Constantz 1415 verbrannt ward halten die Täuffer vor einen sehr
theuren Mertyrer. Wie Heumann in Göttingen in einer lateinischen Schrift bemerckt so ist noch ein anderer Johann Huß
gewesen. Friedsam schrieb mir Martin wäre nicht ihr Vater und Stifter, er wäre ein Member oder Mitglied
unter ihnen gewesen wie andere aber ein sehr verdienter und wichtiger Mann. Er meldete ferner Johann
M[ar]tin, daß sie in Deutschland heftig verfolgt und in Gefängnisse wären geworffen worden, in welchen manche
einige Jahre gesessen hätten, nach ihrer Befreyung wären sie nach Holland gegangen, und von da nach Amerika
gekommen. Der Vater des erwähnten alten Martin war wie er selbst in der Reformirten Religion gebohren,
aber durch Lesen des Johann Arndts wahren Christenthum wären den Vater des Martins die Augen aufgegan-
gen, und er wäre nicht mehr in die Kirche gekommen. Dann hätte man ihn einen Pietisten gescholten und viel
Hertzeleid zugefügt. Der alte Johann Martin ist in Amerika erst ein Täuffer geworden, und in seiner
Jugend ausschweifend gewesen. Er sagte, daß der englische Wandel der Täuffer einen solchen Eindruck
auf ihn gemacht, daß er seine bösen Werte verlassen und sich bekehrt hätte. Luthers Postille kann er nicht
vertragen, auch die Augsburgische Confession nicht, damit beleidigten ihn einige EbenEzerische Leute in den
ersten Jahren meines Hierseyns. Luthers Catechismus sagte er wäre eben nicht so gar zu verwerffen.
Doch muste er auch nothwendig daran auszusetzen finden. A. H. Franckens Predigten billigte er mehr
als Luthers. Sonst sprach er sehr günstig von Luthers BibelUebersetzung, das wäre das Beste das Luther
gethan hätte. Der alte Sauer ein Nürnberger von Geburth soll auch eine deutsche BibelUebersetzung ver-
anstaltet haben, er war ein Täuffer und lebte [in] Philadelphia, diese hält Martin vor die wichtigste. Auch
sprach er von einen grossen Martyrer Buch welches in Deutschland gedruckt worden ist, ich habe es aber
nie gesehen. Den alten Saltzburger Schaitberger und die alte ehemaligen Saltzburger hält Martin
vor fromme redliche Leute, man müßte sie nach ihren Einsichten beurtheilen, das heißt er hielt sie für
Kinder im Christenthum. In Gemeinschaft oder Verbindung mit Predigern aus einer [der andern] Denominationen
predigt kein Täuffer. Sonst ist in Georgien //über// 20 Meilen von mir eine kleine Kirche von Holtz erbau-
et, worinne jeder predigen kann. In den großen Feuerbrünsten, welche vor einigen Jahren die Seestädte
in Amerika betraffen, verlohren die Methodisten in Baltimore durch das zerstörende Element ihre
Kirche, die andern Denominationen erlaubten ihnen dann ihre Kirchen, und die Täuffer räumten ihr
auch die ihrige des Sonntags Nachmittags ein. Die deutschen Täuffer sind still und friedfertig, die
englischen Baptisten, da sie sich so sehr vermehren, schweiffen schon sehr aus, und meinen steif und fest,