Die traurigen Folgen davon zeigen sich jetzt gar zu sehr. Und doch kann man sich
vor solchen offenbaren Lasterhaften eher hüten, als vor andern (ihre Zahl ist auch in Amerika
nicht gering), welche in Schaafskleidern hergehen und inwendig reissende Wölfe sind,
welche ihre Früchte zeigen, da sie den gekreutzigten HErrn der Herrlichkeit so frevelhaft
verleugnen. Dieser Sommer war bis jetzt äußerst penetrant heiß, alle Kleidungs-
stücke muste ich mir ändern lassen. Die Muskiten plagen einen des Nachts so heftig, daß man
nicht schlafen kann. Die Donnerwetter waren bisher sehr fürchterlich. Man sagte mir, sie wären
seit vielen Jahren nicht so heftig gewesen. Bisweilen entstehen zur SommersZeit solche brausende
und heulende Windwirbel, daß man gantz betäubt wird. Hielten sie lange an, so würden alle unsere
höltzernen Häuser niedergerissen werden. Bei solchen fürchterlichen Orkanen wird oft die Hofnung des
Ackermanns vernichtet. Das Indianische Korn, wenn das Land fruchtbar ist und gut bearbeitet
wird, giebt einen sehr angenehm Blick von sich. Die Annehmlichkeiten des Sommers kann man aber
nicht so genießen als in Deutschland. Das Land bei uns um EbenEzer herum ist jetzt sehr mager
und die Leute sind zu arm, es gehörig zu bearbeiten und zu düngen. Zu den Reisschwämmen schicken
sich die weißen Leute nicht. Deswegen muß Georgien Neger haben. Anfangs glaubte man von mir, ich würde
mir nicht fortzuhelffen wissen. Es wäre aber besser gegangen, wenn ich alleine geschickt worden wäre.
Bis diese Stundte kann ich dem Herrn Dr. Urlsperger nicht trauen. Wer kein Zutrauen zu
mir hat, und mich noch dazu über das Meer und dann nach ausgestandenen Stürmen wieder in EbenEzer
bald zu Todte quält, der kann mir es nicht zumuthen, mich auf ihn zu verlassen. Verlasset euch nicht auf
Menschen, singt der göttliche Liederdichter. Die Instructionen des Herrn Drs. die noch dazu in diesem wil-
den Lande zu meiner Verkleinerung dienen sollten, haben keinen Nachdruck mehr. Es ist thöricht sich
das EbenEzerische KirchenWesen bey der jetzigen betrübten Lage nach dem Augsburger steiffen Wesen
zu formieren und unerhört in Machtbefehlen vorzuschreiben, da man noch nie recht treue Berichte aus Ameri-
ka erhalten hatte. Jede Parthey suchte in den vergangenen Zeiten ihre Sache so gar mit der Larve der Heiligkeit zu
schmücken. Mit den Waldhauer und Herrn Triebner wird es noch manchen Auftritt geben. Ich
kann mich in solche Dinge nicht mengen, da ich bis jetzt noch keinen Pentz Besoldung erhalten habe und
mir übrigens meinen Unterhalt sauer genug erwerben muß, so verlange ich auch ferner nichts, als
daß ich wünschte in Zukunft, wenn EbenEzer in bessere Umstände kommen sollte, von dem Herrn
D[okto]r Urlsperger los zu seyn. Herr Probst machte es auch nicht so gar fein, daß er gegen den
Waldhauer so viel ausschwatzte, zur Verkleinerung des Drs. und zu meinen grösten Hertzleid.
Aber daran ist der Herr Dr. Urlsp. selbst schuld. Ich habe wieder an ihn geschrieben, es gehe ihn immer
wohl. Ich werde ihn in Deutschland wohl nie wieder sehen und wünsche es auch nicht. Die Geschichte
des Baron v. Trenk, welche mir Herr Probst zugeschickt haben wollte, bekam ich nicht. Er war mir sie
aber auch nicht schuldig. Ich schwieg, nach Ps. 39,10. so viel ich konnte. Jetzt sehe ich, daß es
gut war. Nie wünschte ich anfangs, wenn ich alles hätte voraus sehen können, den Beruf
nach EbenEzer angenommen zu haben. Lange Zeit wuste ich nicht, wem ich recht trauen sollte.
Das war kein Argwohn, der HErr befiehlt es selbst seinen Jüngern sich vor den Menschen zu hüten.