Portugisische wieder die teutsche Juden sind, und wieder einander auch in An-
sehung der Suppligen um den Synagogen-Bau hefftig protestiren. Mit uns und
uns. Saltzburgern mögen die Juden hier gern zu thun haben, haben uns auch
wohl bißher manchen Gefallen in äuserlichen Dingen gethan, in ihrer Lehre aber
bleiben sie hartnäckig, und ist biß dato wenig auszurichten gewesen. Auch ist
den armen Heyden nur einiger maßen beyzukommen vor ietzo fast nichts, als
pure Unmöglichk. indem selbst gute Exempel bey ihnen k[einen] Eindruck geben.
Sie haben von vielen Jahren her nichts als das böse Exempel der weißen Leute
gesehen, und weil solch Leben mit dem Triebe ihres gleichfals verkehrten fleischl.
Hertzens übereinkommt, so sind sie nur viel ärger worden, als sie vorhin
mögen gewesen seyn, und halten nur das gottlose Leben der Leute vor das
rechte Leben, und würden den für keinen Freund, sd. als einen Feind ansehen,
und tractiren, der ihnen was anders rathen wolte. Sie sind unvermögend
einen Unterschied zu machen zwischen Guten und Bösen, und halten das Böse, das
dem verderbten Fleisches-Sinne wohl thut, vor Gut, darin sie auch durch
das Leben und Reden der weißen Leute, die des Handels wegen unter ihnen leben,
und rechte Haupt-Bösewichte sind, bestärcket werden. Sie sind zu keiner äu-
serlichen Ordnung und Unterthänigk. zu bringen, haben auch k. Befehlshaber
unter sich, als zu Krieges Zeiten, da doch auch Niemand absolute Gewalt hat,
sd. alles durch Rath geben gehen muß. Damit sie der Engeländer Freunde
bleiben, so muß man mit ihnen die gelindesten Wege gehen, und ihnen in
allem nachsehen. Gott erbarme sich dieser und anderer Völcker, und
vermehre sein Häufflein in Ost und West und allen Orten. Einen er-
gebenen Gruß und Segens Wunsch bitte von mir an Herrn Prof. Callen-
berg, wie auch andere Freunde, denen mein Gruß lieb seyn möchte,
abzulegen, womit ich verharre
Meines im Herrn sehr wehrten Freundes und Bruders
ergebenster
Johann Martin Boltzius
Eben Ezer
den 22 Febr. st. v.
1738
 
P.S. Ich der ich diesen Brief abgeschrieben, wünsche Ihnen, mein wehrter Bruder, zu ihrem Christenth.
und wichtigen Amte, Christum Jesum, wie er uns gemacht ist vor Gott zur Weißheit und zur Gerechtigk.
und zur Heiligung und zur Erlösung. Bitte auch alle freundl. zu grüßen. Den Herrn P. Callenb. segne d. liebe Gott für alle Liebe,
so er mir in den Collegiis erwiesen. Amen! Amen! I. C. Gronau.