nung ihm seine eigenen Worte 1 Cor. XV 8. verleitet, doch ietzo erkenne er, daß
er sich nur aus Demuth so nenne p it. da er den Namen eines Fantasten
erklärte, führte er das Exempel des blutflüßigen Weibes an Math. IX 21
und sagte, an ihr hätten sie ein exempel einer Fantastin. Und da er ein Exempel
einer Tendlerin geben wolte, so mußte darzu die große Sünderin Luc. VII. 38.
dienen et cetera. Ich geschweige andere Dienge, die ich in Herrnhuth mitangesehen
und angehöret habe. Darüber kan ich mich nicht genung verwundern, wie es
möglich gewesen, daß nach Außage des Herrn Spangenb. die Theol. Facul-
tät zu Tübingen die Hhuthische Anstalten auf das bißherige Verhalten des
Herrn Grafen durch ein eigenes weitläuffiges Responsum gleichsam recht-
fertigen //wolle//, und der gantzen Christenheit als ein Muster einer wohleinge-
richteten Kirche vorgestellet hat. Ich habe ihn gebeten mir dieses Responsum,
welches er bey sich hat, zu communicieren, welches er zu thun versprochen.
Der himmlische Vater wolle seine Gnaden-Hand über seinen Kirch-Weinberg
also halten, daß er weder vor den Säuen noch Füchsen zerwielet werde,
auch wolle er nach seiner großen Barmhertzigkeit alle Irrige und Verführte
wiederbringen, hingegen allen Rotten und Aergernißen steuern und wehren.
Dis eine habe schließl. noch vernehmen wollen, ob es nicht gut wäre, wenn
uns, die wir nebst unserm Amte auch die Vices Magistratus zu verwalten
haben, der Herren //Trustees// Wille und Intention schrifftl. gegeben würde, welches nicht nur
uns sondern auch andern zur guten Nachricht dienen könnte. Jetzo wißen
wir nicht, wie wir recht dran sind, weil wir uns nach dem Urtheil des
Herrn Vats auf die geschriebenen Dienge des Herrn von Reck, die wir Ihnen zuge-
schickt haben, nicht im geringsten Verlaßen können. Haben wir von den
Herren Trustees schriftl. Vollmacht, so können wir uns der Saltzburger wieder
alle, die sie ohne Noth beunruhigen mit mehrern Ernst und beßren efect an-
nehmen. Gott segne alle unsere Werthen Wohlthäter in London und len-
cke Ihre Gemüther ferner Zum Mittleiden gegen die armen, doch redli-
chen Saltzburger! Dieser gute Gotte wolle auch Ew. HochEhrwürdigen alle Liebe
und Vorsorge für uns und unsere Zuhörer mit leiblichen und geistl. Seegen
vergelten; mit welchem hertzlichen Wunsch wir verharren
Ew. HochEhrwürden
Unsers im Herrn sehr Werthen Herrn Hofpredigers
 
Zu Gebet und Liebe verbundenste
Johann Martin Boltzius
Israel Christian Gronau
Eben Ezer
den 17 May Styli veteri
1735.
 
Alle werthen Freunde u. Brüder
bitten wir hertzlich zu grüßen.
Sie wollen die äuserl. Verfaßung dieses
und der vorigen Briefe excusiren.
Man wird unter dem Schreiben offt turbirt.