Die Gemeine hielt zwar vor einiger Zeit an, daß auf dem Boden des Waysen-
hauses die ordentliche Kirch-Versammlung gehalten würde, worin ich auch anfangs
willigte. Es scheinet aber der Platz für so viel Leute nicht nur etwas zu klein,
sondern auch solche Versammlung der Oeconomie etwas hinderl. und beschwerl. zu seyn,
daher wir uns in der alten Hütte noch so lange behelffen müßen, biß der l. Gott eine
andere Gelegenh. bescheret, die uns auch nebst einem Schulhause sehr nöthig thut.
Vielleicht contribuiret Herr Ogleth. etwas zum Kirchen- und Schulbau, als warum
wir ihn demüthig im Nahmen der Gemeine ersuchen wollen, wenn er ins Land kommt.
Sollte es dem himml. Vater gefallen, uns einiges leibl. Vermögen in die Hände zu geben,
daß wir noch mehr arme Waysen aufnehmen, oder andern nothleydenden wohl thun
könnten, solte es uns wohl eine rechte große Freude seyn. Und wenn ich was wehlen dürfte,
so überliese ich meine Stelle gern einem andern, der mehr Gaben und Weißheit hat, und
wolte mich zum Dienst des Waysenhauses gantz aufopfern, und dabey nach meinen Kräften
informiren. Doch begehre ich nichts im Eigenwillen, sondern erwarte den Winck und Willen
des Vaters und s. Knechte. Wie es ietzo um unsre Gemeine nach ihren innerl.
und euserl. Umständen stehe, werden Euer - aus dem mitgeschickten Diario ersehen können.
Das Reich unsers Herrn J. C. ist gewiß unter uns, und kämpfen einige, auch wol schon
viele, tapfer und mit gutem success unter der Fahne ihres Vorgängers, Durchbrechers
und Oberhaupts. Über die übrigen, die nur einen guten Willen ohne rechtschaffnen
Kampff haben, wird sich der Erzhirte auch wohl noch erbarmen. Man merckt es wohl,
daß er ihnen nachgehet, und manchen Schlag zur Aufweckung an ihr Gewißen thut. Bey
den Kindern ists, wie bey einigen Erwachsenen, zieml. unbeständig. Sie fangen offt an,
kommen aber nicht weit, laßen sich wohl wieder aufwecken, und faßen gute Vorsätze, und
schlaffen doch wohl wieder ein. Gott mache uns recht munter, daß wir andere auch
aufwecken, und mit ihnen als kluge Jungfrauen auf die Ankunft des Bräutigams
warten mögen. Am Leibe sind so wohl wir, als die Glieder unsrer Gemeine,