Eben Ezer in Georgien den 28 Martii 1749
praes. Pöltzig den 2. Aug. d. a.
Hochwürdiger und Hochgelahrter
In Christo, dem Herrn über Alles hochgeschätzter
Herr Doctor,
 
An Ew. Hochwürden habe zwar seit dem 15 Dec. a. p., da ich dero
Werthestes vom 12. Julii a. p. beantwortet, und eine Quittung der
für die Gronauische Erben empfangenen 202 Reichstaler beygeschloßen, nichts
geschrieben, weil ich täglich auf den im Junio a. p. abgesandten Bücher-
u. Artzeney-Kasten, u. zugleich auf einige Nachricht von unsern theu-
ersten Vätern gewartet habe: inzwischen ist mein Gemüthe sehr offt
in Halle, bey seinem Wercke u. Knechten, denen ich Gottes beschirmen-
de u. wohlthuende, Leib u. Seel erquickende Güte hertzlich anwünsche
u. ausbitten helffe. Sonderlich hat mich der liebe Gott seit einiger
Zeit bey Lesung der Harmonischen Erklärung der H. Evangelisten, des
theuren Vaters D. Antonii, der unschätzbaren geistlichen und leiblichen Wohltha-
ten erinnert, die er mir gantze 6 Jahre nicht nur auf der Universitaet
sondern auch u. vornemlich in den geseegneten Anstalten des Waysen-
Hauses erzeiget, u. ist mir wieder alles recht neu u. lebendig
worden, wozu auch die edirten Programmata des seel. Herrn In-
spect. Freyers vieles beygetragen. Gott sey hochgelobet, der mich Un-
würdigsten aus Gnaden gewürdiget, die drey Theandros, neml.
dero seel. Herrn Vater, Herrn D. Anton u. Herrn D. Breithaupt von
Person kennen zu lernen u. zu hören: wenn ich ihre Schrifften lese, so
ist mir alles um so viel eindrücklicher, wenn ich mir ihren lautern
Sinn, göttlichen Eiffer u. geheiligten Affect im Vortrage des Worts,
wie auch ihren exemplarischen Wandel vorstelle. Ich wünsche sehr
die Kupffer-Stiche des seeligen D. Antonii und D. Breithaupts,
wie auch des seeligen Herrn P. Freylinghausens, der aus vielen Ursachen
 
Herr D. und P. Francke.