nennt er ihn in seinem Schreiben an mich vom 11 Julii a. c. einen
Emeritum, warum? ist mir nicht bekandt. Gott neige das Ge-
müth des Gotthilf Israels, daß er gern in seiner gegenwärtigen
ihm höchst nützlichen Station bleibe, bis ihn der Herr der Ernte
tüchtig gemacht, in ein Amt zu beruffen. Wir haben ihn längst
diesem Herrn über alles gantz aufgeopffert, und begehren ihn
in diesem Leben nicht wieder zu sehen, wenn wir nur hören
möchten, daß er rechtschaffen ist, damit wir über kurtz oder
lang auf ewig im Hause des Vaters wieder zusammen kommen
möchten. Gott segne doch meine Dissuasoria, sich unzeitig hir-
her zu sehnen, in meinem ietzigen Briefe, u. halte auch den
lieben Herrn Mühlenberg in seinem Gemüthe zurück, ihn (wie
er in seinem Briefe an mich gethan) an seine Stelle nach
Pensylvanien zu begehren. Ich brauchte ihn ja wol in meinem
hohen Alter u. abgearbeiteten Kräfften, da meine wertheste Herrn
Collegae schwer Haushaltungen u. weitläuffige Geschäffte, und
Herr Schwager Lemcke viele Leibes-Schwachheiten haben, aber
er bleibt zuförderst den lieben Anstalten u. hernach auf
Gutbefinden seiner u. meiner Hochwürdigen Väter einen sol-
chem öffentlichen Amte gewidmet, dazu Sie ihn tüchtig finden
werden. Er schreibt zwar in seinen letzten Briefen, daß er im
Paedagogio so wohl und reichlich versorgt sey, daß er seinen
theuersten Vätern nicht mehr zu seiner leiblichen Versorgung be-
schwerlich fallen darff, doch will ich (wie ich sonst schon ge-
meldet) von dem, was der Segensreiche Gott meiner Gehülffin
durch die fast alle Zeit ihr wohlgerathene Seide zufallen lassen,
zur Kleidung, Büchern u. zu andern etwa vorkommenden Ausgaben
etwas senden, wo es Ew. Hochwürden vor gut halten; wenn ich nur
auch dadurch meinen Zweck erreichen, u. ihn von der Sehnsucht
nach Hause gantz abgewöhnen könte. Mein theuerster Herr Doctor
halten es mir zu gute, daß ich in dieser mir sehr am Hertzen
liegenden Sache so weitläuffig gewesen. Der Herr vergelten
denenselben alle ihm u. mir erwiesene geistliche u. leibliche Wohl-
thaten in diesem u. jenem Leben, und neige dero Hertz zu fernern
väterlichen Liebe u. Geduld gegen mich und ihn. Mit vielfacher hertz-
lichsten Begrüssung u. demüthiger Empfehlung in dero ferner Ge-
wogenheit und Fürbitte verbleibe
Ew. Hochwürden
gantz ergebenster
Joh. Martin Boltzius
Eben Ezer den 20 Sept. 1764.