und als er mich fragte, ob er es nach Halle schreiben
dörffe, so sagte ich Ja, und bate ihn, er möchte mit mir den
Herrn um Hinderung oder Förderung dieses wichtigen Werks
bitten. Wir brachten auch den ganzen Nachmittag ver-
gnügt zu und Nachts nahmen wir unter dem freyen Him-
mel in Strasburg von einander Abschied auf ein fröliches
Wiedersehen, wo nicht in OstIndien, doch in der andern Welt.
Diese Sache habe ich innzwischen keinem Menschen anvertrau-
et, als meinem innigsten Bruder, dem ich zu trauen Ursache
habe. Nun ist mir diese Sache unterdeßen Tag und
Nacht gleichsam auf dem Fusse nachgegangen, und uner-
achtet ich sie mehr als einmal vor dem Herrn niedergelegt
habe, so will sie mich doch nicht verlaßen. Weil ich mir in
keinem Stück, am allerwenigsten aber in Sachen die das Reich
Gottes betreffen, trauen darf, so habe ich mich freylich schon
unterschiedlich zu erforschen gesucht. Frage ich mich selbsten,
was hat dir denn dein Vaterland gethan, daß du daßelbi-
ge zu verlaßen und in ferne Lande zu gehen Lust hast, so
find ich keine widrige Antwort. Vielmehr hätte ich Ursache
genug, demjenigen Land, worinn ich das natürliche und geistliche
Leben gefunden habe alle meine Kräfften auf zu opffern.
Eins aber ist, das bei gewißen Umständen schon öfterns in
mir aufgegangen ist, daß ich neml. dachte: Gott eilet mit dir
aus Würtemberg, aber wohin, in die unsichtbare Welt, oder aber
in einen andern Theil der sichtbaren Welt! Das weiß ich nicht.
Doch kommt es auf die Schlüße, die ich aus diesen oder jenen
Umständen mache nicht an, wenigstens kan und darf ich mich
vor andern in keinen Beweiß derselben einlaßen. Gott kennt
mich, und ist größer als mein. Ich spreche mir so zu: Er
kans nicht böse meynen, Er wird dich nicht betrügen, dir
nicht [G]ift für Arzney einschencken. Das läßet seine un-
vergleichliche längst auch an dir erprobte Treue nicht zu.
Der Wolcken Luft und Winden gibt Wege, Lauf u. Bahn,
Der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kan.
Es kommt alles auf den göttlichen Beruf an. Auf mich selb-
sten darf ich so wenig sehen, als Abrahem auf seinen er-
storbenen Leib. In dem göttlichen Beruf liegt schon alle
nöthige Tüchtigkeit, Weißheit und Verstand. Sonst wäre ich
vielleicht der lezte, der sich zu einem so wichtigen Werck
angeben dürffte.
Damit ich aber nichts verschweige von dem, was zur Haupt-
sache gehört, und was hierinn mit einen Ausschlag gebern dürffte,
so muß ich noch eine Hinderniß angeben, welche mich an mein
Vaterland bindet.