bis auf den lezten Wurm hinaus als ihren Herrn zu erkennen
und anzubeten haben, ist es nicht geschehen, und seine Geneh-
migung und Erlaubniß habe ich nur in so ferne inne worden,
als es mir von der ersten Stunde meiner bei nahe 4wöchigen Reise
an bis in die lezte hinein so gut gegangen, daß ich solche
Barmherzigkeit des Herrn weder um Gold oder Silber oder irgend
einen andern Reichthum, wenn es je möglich wäre, wieder zurück
gäbe oder verkaufte. Weil ich mich noch auf den duncklen
Glaubens Weg befinde, und heute oder morgen fallen kan,
so darf ich mich selbsten nicht zu viel rechtfertigen, wenn ich
auch in meinem Innern die vortreflichste Sigel des wohl-
gefallens Gottes über meinem Thun und Laßen her[um]trüge,
damit denen Rechten jenes großen Tags der Offenbahrung
durch den sich überall einmischenden Naturtrieb kein Ein-
trag geschehe. Dorten wird noch zeitlich genug eines jeden
Werck samt den Nuzen und schaden offenbar werden, Cor. 3.
Die Grund Absicht meiner Reise nach Straßburg waren nicht
die viele schöne und große Gebäude u. Gaßen der Stadt oder
das weltberühmte Münster zu schauen, wiewol diß nicht aus-
geschloßen wird, sondern diese, recht viel erlöste Menschen
zu sehen und die Anstalten der himmlischen Weisheit, wie
sich mitten unter der Eitelkeit sich ins Gesicht stellen, zu
respectiren und etwa auch zu preisen; Und ich mercke, daß
dieser Durst in mir mehr zu- als abnimmt. Doch ich
laße mich zu weit ein. Als mein Kostherr daselbst, der
als ein Würtemberger und als ein Freund der Sache Jesu
mich beherbergte, den folgenden Montag darauf mich an den vor-
nehmsten Pläzen der Stadt herumgeführt hatte, so kamen
wir Abends im Heimweg an seines leiblichen Bruders Kauf-
laden vorbey. Dieser freuete sich, an mir einen Landsmann
zu sehen, und lude mich auf den folgenden Dienstag, woran
er gewöhnlich einen Theologiae Studiosum namens Leidschafft
aus Siebenbürgen zu Gast hatte, zum Mittag Eßen ein.
Ich kam, und redete als ein Fremder über dem Eßen das
Meiste, und Gott legitimirte mich an ihrem Herzen so, daß
Herr Leidschafft besonders eine große Liebe zu mir gewann.
Nach dem Eßen gingen wir aus einer besondern Veran-
laßung nach Kehl hinaus. Unterwegs war er überschweng-
lich in Freuden, und erzählte mir, daß er heute vormit-
tag endlich die gewiße Versicherung bekommen, daß er als
Missionarius nach Ost-Indien gehen sollte. Ich wurde von
seinem Freuden Geist angewandelt, bezeugte meine Freude dar-
über, und bestärckte ihn in seinem Beruf zu den Heiden.
Er fragte mich, ob ich nicht auch Lust hätte, ein solcher zu
werden. Ich bezeugte ihme, wenn ich genugsame Spuren des gött-
lichen Willens vor mir hätte, so seye es in meinem Herzen Ja und Amen.