eine stirbt - der andere geht in die Welt hinein, und wer weiß, ob
ich nicht bald zur Welt hinaus muß. - Ich sezte mich einsam
[in] der finstern Nacht hin und weinte vor Verdruß über mich selbst,
daß ich schon so ofte Entschlüsse gefaßt habe, ohne dieselben jemals aus-
zu führen. Von der Stunde an wurde mein Herz unruhiger und
wußte von keiner Zufriedenheit zu sagen. Der gütige Heiland, der nicht
will, daß jemand verloren werde, der immer treu bleibt, wenn wir noch
so untreu sind, bewies auch seine Liebe gegen mir ins besondere; und
suchte mich verlorenes Schaaf zu finden. Es gelung Ihm endlich
auch und zwar durch seine Schikung auf folgende Art.
Ich mußte einstens, weil ich der unterste im Kloster war, einen
Andern, der des Abends nicht zu Hause speisete erwarten, um die
Thüre auf und zu zu schließen. Dieser gab mir bey seiner An-
kunft ein kleines Traktätgen. Was muß diesem ein kommen?
dachte ich bei mir selbsten, daß er mir ein Traktätgen gibt, da er
doch sonst nie so gefällig sich mir bezeugte; unterdessen legte ich
dasselbe in mein Pult in der Absicht, es einige Tage darinnen
liegen zu lassen und dann ungelesen wieder zu liefern.
Den andern morgen dachte ich, dieser könnte mich wohl etwas daraus
fragen, und dann wüste ich nichts zu antworten, dis würde ihm schlechte
Begriffe von mir beibringen. Ich nahm dasselbe also heraus und
wollte es einige Mahl durchblättern. Der Innhalt gefiel
mir aber so wohl, daß ich es von Anfang zu lesen anfing.
Ich wurde sehr gerührt - der Heil. Geist räumte mir alle Hindernisse
weg, die mich bisher abgehalten haben und ewig Lob und Dank seye Ihm
samt dem Vater und dem Sohn, daß er mir zu stark war und
gewonnen hat. / Kurzer Unterricht von der so nöthigen als heilsa-
men Zubereitung zu einem seligen Ende - dis war das Traktätgen,
welches der Herr an meiner Seele segnete, und zwar insonderheit die