Ich bin nie in dem Zustande gewesen, daß ich geglaubt, ich
sey bekehrt. Nur aber meinte in Custrin sey es nicht
möglich bei so vielen Hindernißen. Die Hinderniße bei mir
waren besonders 1) Es sey unmögl. seinen Wandel so zu-
führen, wie es Gottes-Wort fordere, und dieses schloß
ich daraus, weil ich so oft angefangen, sonderl. wenn ich
zur Beichte ge u Abendmal gehen wolte. und doch nichts da-
raus geworden. Deßwegen ich sehr verdroßen war, es
verdroß mich zu leben. II) Es sey eine verdrießl. Sache, man
müste den gantzen Tag betrübt und traurig einhergehen, wüste
aber nichts von dem großen frieden, den die genießen
die auf des Herrn Gebothe mercken. III. Die große Menschen-
furcht, ich wolte Gott gern fürchten, aber es sollte es keiner
wißen, damit ich nicht verspottet würde, daher der Spruch
mir nicht gefiehl: Alle die gottseelig leben wollen in Christo
Jesu, die müßen Verfolgung leiden. IV. Du wirst nicht
treu bleiben, dachte ich, trauete es Gott nicht zu, daß
er mir Krafft schencken könne treu zu werden und treu
zu bleiben. Hernach waren auch einige Bande, womit
ich gefeßelt war, die Studier-Sucht, die Liebe der Welt,
ich wolte Gott und der Welt zugleich gefallen. Ich hatte
bei einem Syndico mit Nahmen Kern eine informa-
tion bei seiner einzigen Tochter. Dieser Mann war in
Halle gewesen zur Zeit der großen Erweckung, und hatte
eine große Liebe zu den ersten Lehrern. Er hatte sich
einige Bücher sonderl. die Seegens volle Fußstapfen des
noch lebenden Gottes mitgebracht. Diese leihete er mir.
Ich laß sie mit vieler Bewegung meines Genüts
und konte mich ofters der Thränen nicht enthalten. Von
der Zeit an habe ich große Neigung gehabt, Halle zu sehen.
Denn ich hatte leider Gott einen terminum gesetzt, wenn
ich mich zu ihm Gott wenden wolte. O wie beuget mich
diß. In meinem studiren nahm ich zu, wurde deßwegen
sehr gelobet, welches großen Schaden that.