Ich studirte meistens um eitler Ehre willen, auch suchte ich nicht
selten die Unruhe durch fleißiges Studiren zu hindern. Hatte ich
aber zu weilen eingebildete Ruhe, so konte ich manche Stunde unnütz
und sündlich zubringen. Durch diese Unruhe, die eine Würckung
der zu vorkommenden Gnade Gottes war, ließ ich mich nicht zu einer wahren
Bekehrung bewegen. Gott zeiget //mir// aber, daß er seine Hand noch nicht
von mir gezogen. Ich fiel in schwere Kranckheiten. Als sich einmal
in die Kirche gehen wolte: So wurden meine Füße schleunig dicke,
daß die Stiefeln mir abgeschnitten werden mußten. In einigen
Stunden war ich mich meiner nicht mehr bewust, u alle hatten
gemeinet, ich würde ersticken, weil sich der Schwulst aus den
Füßen auf die Brust gezogen. Als man mir den folgenden Tag
erzehlte, in was für einer Gefahr ich gewesen: So erschrack ich
sehr, bethete sehr herzl. und war voller heißer Andacht. Aber
ich war wie ein falscher Bogen, ich bekehrete mich aber nicht
recht. Hos. VII. 16. Gott machte mich gesund am Leibe, und hatte
durch die Kranckheit mich wollen zu sich ziehen, aber ich merckete
hernach nicht mehr auf des Herrn //Stimme//, sondern war, wie eine ver-
lockete Taube. Gott schickte mir noch einmal eine Kranckheit zu,
ich bekahm Seiten-Stechen und zwar so starck, daß ich weder liegen
noch gehen konte. Wenn ich Athem holete, so empfand ich Schmerzen
da war ich bei nahe nicht im Stande zu bethen, und war auch, ob
ich es gleich nicht sagete, auf Gott unwillig, daß er mir solche schmertz-
hafte Kranckheit zuschickte. Auch diese Kranckheit nahm Gott weg,
und ich war nicht um ein Haar gebessert. In der Noth u Angst
wolte ich fromm werden, aber wenn die Noth vorbei war, so
war ich der alte und ungeaenderte Sünden-Wurm. Durch den
Ernst Gottes wurde ich nicht bewogen, ihn zu suchen. Gott er-
zeigete mir viele Wohlthaten, und suchte damit mein Hertze
zu erweichen. Ich hatte von meinen Eltern wenig zu erwarten.
Deßwegen erweckte Gott andere die mir Gutes thun mußten.
Ich weiß mich zu erinnern, daß, als ich keinen Tisch etl. Tage
in der Woche hatte, ein Mann von freien Stücken mir anboth
die 2 Tage eine in der Woche einen Tisch zu geben. Als ich von
dem Mann weggieng: So ergriff Gott mein Hertz auf der
Straße, (Es war des Abends) stellete mir seine Liebe vor,
wodurch er mich nun lockete, daß ich nicht wuste wo ich vor
Scham hin solte. Ich versprach Gott unter freiem Himmel