zu Tage jemehr und mehr das tiefe Verderben in dem
Lehrstande aufgeschloßen, und war auch mit großer
Schwachheit des Leibes umbgeben; dahero ich abermahl in
große Anfechtung geriet und lange Zeit in tiefen Be-
dencken einher ging, ob ich mein Studium Theologicum fort-
setzen solte, oder ob es nicht beßer wäre, daß ich mich des
Landlebens befließe, damit ich nur in der Stille leben und
meine eigene Seele erretten möchte, und nicht andere
Seelen Blut auf mich laden dürffte. Es ging mir aber fast
wie dem Jona, der da gleichfals von solcher schweren Bürde
befreyet sein wolte; aber dennoch endlich dem Befehl Got-
tes gehorsam werden muste. Denn ob ich gleich nicht
eben als Jona ins Meer geworffen wurde, so muste ich
doch unter schweren Züchtigungen die Hand Gottes fühlen,
so daß ich mich endlich dem Willen Gottes gefangen
geben muste. Ich wurde aber wegen meiner Unpäßlig-
keit genöthiget, die Universitaet Halle eine Zeitlang
zu verlassen und nach Merseburg zu ziehen, allwo ich
feine Gelegenheit fand, so wohl an der Jugend, als auch
an Alten mit dem heiligen Wort Gottes zu arbeiten,
und hoffe, daß selbige Arbeit noch bei vielen in reichen
Seegen seyn wird. Indem mir aber selbige zu schwer
werden wolte, so nahm ich noch einen guten Freund
aus Halle zu meinem Gehülffen, namens Christian von
der Linde, der mit mir dem Gemüthe nach auf das in-
nigste vereiniget war, und mit seinen guten Gaben da-
selbsten nicht wenig Nutzen schaffete. Von dannen
wurde ich nach Erfurt verlanget, da mir denn dieser mein
getreuer Freund einen weiten Weg das Geleite gab