HochEhrwürdiger, Hochgelahrter,
Insonders Hochgeehrtester Herr Professor,
 
Nachdem uns der treue Gott mit vielen Leibes- und Gemüths-Vergnügen
gestern aus den 25 9br in Rotterdam ankommen laßen, so erfordert es
unsere kindliche Schuldigkeit Ew. HochEhrwürden baldige Nachricht davon
zu geben, und unser Zeugnis von der gnädigen Leitung unsers Vaters
im Himmel gehorsamst zu übersenden. Wir haben es auf dieser bisheri-
gen Reise wohlgefühlt, daß die lieben Knechte und Kinder Gottes uns mit
ihrem Gebet u. Seuffzen begleitet, indem uns nicht nur Gutes und Barm-
hertzigkeit im geistl. und leibl. auf allen unsern Wegen nachgefolgt, sondern
auch bey dem Genuß der besondern Wohlthaten Gottes wurden wir in un-
serm Hertzen öffters erinnert, eine jede derselben als eine Frucht der hertzl.
Fürbitte unserer lieben Väter und Freunde anzusehen. Gott sey gelobet,
der das bißher an uns erfüllet, was uns so offt, auch in dem zu Wesel
empfangenen Briefe von Ew. HochEhrwürden aufs neue angewünschet
worden, daß das Angesicht des Herrn vor uns hergehen, und unser Er-
barmer uns führen möchte. Er hats gethan, ihm sey Lob in Ewigkeit!
Gott hat uns so getrost gemacht, daß wir uns die vorhabende Reise
gar nicht gefährl. und verdrießlich vorstellen können. Wir haben dem Jehova
zum Freunde, mit diesem allmächtigen Herrn wollen wir über das Meer
und alle Schwierigkeiten wegspringen: er stärcke uns nur den Glauben,
so werden wir ferner s. Herrligkeit sehen, und täglich neue materie
zu s. Lobe haben und andern mittheilen können. Ist uns gleich zu
weilen nach unsern Gehülffen und lieben Kindern in den Anstalten et-
was bange, und sehnet sich unser Hertz offt, unter und bey ihnen
zu seyn: so befriedigen wir uns doch damit, daß wir nach Gottes
Willen ausgestoßen, und von der Theilnehmung des Guten in Halle und
in den lieben Anstalten nicht völlig abgeschnitten sind, sondern wie wir
ietzt der hertzlichen Fürbitte so vieler redlicher Kinder Gottes daselbst ge-