Den 21 Aug. 1719. früh um 6 Uhr
reisete ich, nach dem gestern Abend mir
durch die Frau Oberhofm. v. Kameke über-
schriebenen Befehl des Königes mit dem
Herrn Hofprediger Andreä, nach Wu-
sterhausen, da wir um 9 Uhr anlange-
ten. Unterwegens haben wir vom Herrn
Hottinger, des Herrn Hofpredigers Andreä Schwager,
der itzo zu Franckenthal in der Pfaltz im
Predigamt stehet, gesprochen, und habe
ich, auf gedachten Herrn Predigers Ver-
anlassung, vom Anfang und Fortgan-
ge des Waysenhauses und der andern
Anstalten eine umständliche Erzehlung
gethan. Herr Kuras, der den Cron-Printzen
im Schreiben informiret, fuhr mit hinaus.
Zu Wusterhausen stiegen wir bey
des Pastoris, Ladii, der zu Halle gewe-
sen, Hause ab, und schickte ich zu dem
Herrn Amtmann Schönebeck, der mir eine
Stube in gedachten Pastoris Hause an-
wiese.
Hierauf ließ mich bey der Frau Ober-
hofm. von Kameke melden, die mich
gleich zu sich kommen ließ; und bald
kam die älteste Königl. Princessin,
der ich die Merseburgische Predigt gab,
und sie dabey erinnerte, daß ich ihr,
da sie 16 Wochen alt gewesen, das
erste Büchlein gegeben.
Die Frau von Kameke brachte mich
hierauf zur Königin; dahin, nach ei-
nem nicht gar langen Gespräch, der
König auch Kam. Er fragte bald nach
des Herrn von Canstein Tod, und erzehlte
ich ihm, wie er bald im Anfange seiner
Kranckheit sein danckbares Gemüth
gegen den König, wegen der Gnade, so
ihm derselbe in seinem Process und sonst
erzeiget, contestiret, und sehr andächtig
und brünstig für den König gebetet ha-
be, welches er auch sonst, und wenn
er bey mir zu Halle gewesen, gethan
habe; bey welcher Gelegenheit auch
gesaget, wie er, nachdem er sich im
Leben seinem Heilande so aufrichtig
er-