reflexiones über Herrn Past. Haynens
Brief u. obschwebende Sache.
1. Daß die Sache mir biß dato verschwiegen ist, ist wol
aus der angezeigten ursache geschehen, mir aber gar
nicht lieb, und sind aus meiner unwißenheit manche
Dinge kommen, die mir auch nicht lieb sind. ich schweige was
durch solche verschweigung noch künfftig in meinem Ge-
müth, u. auch bey andern erfolgen kan. Einmal so solte
es nicht seyn, wenn man einen warhafftig für den er-
kennet, für welchen man mich erkennen wollen. Aber das
Gewißen hat gesaget, daß ich die Sache nicht approbiren
würde.
2. Meines lateinischen Zettelchens, darinnen ich den Herrn
Past. aufs allernachdrücklichste gebeten, auf seiner Huth
zu stehen, damit er nicht Versuchung falle, kan ich mich
gar wol erinnern. Denn die Comtesse trat so leise nicht
in dem mir communicirten extract ihres Briefes, daß ich
nicht den Versucher drunter gemercket hätte. Damit hat er
mich denn zwar exculpiret, sich selbst aber desto mehr incul-
piret. Denn eben desselben Zettelchens wegen bin ich dar-
nach, bey dem zu ihm habenden großen Vertrauen gantz
sicher gewesen. Denn wie hätte ich gedencken sollen, da ich
ihn so lieb gehabt, ihn vorher vor der Versuchung zu warnen,
daß er mich nicht wieder so lieb haben solte, da die Versuchung sich
wirckl. geäußert, es mir zu schreiben, oder mündl. zu sagen, sonderlich, da er