von der Comtessin Briefe geschöpffte Furcht, u. dachte bene, der kan noch
bey zeiten aus der Gefahr errettet werden. Hätte ich aber von seinem
wircklichen vinculo was gewust, so hätte ich wol aus Liebe ein Mittel
gesuchet, wie er anderswohin zu bringen; aber nimer würde ich so thöricht
gewesen seyn, uns in die Patsche zu führen, darin wir ietzt miteinander
stecken, u. würde mir kein ort weniger als Berlin convenable für ihn
gehalten haben. Indeßen hat er mich immer fein in meiner ignorantia
facti gelaßen. quod tibi non vis fieri, alterine feceris. Wäre ich nicht
selbst zu Hachenburg gewesen, da die Comtesse u. der Herr Past. Gele-
genheit genug gehabt, mit mir von der Sache zu reden, zumahl da
dieser mir auch das Geleite gegeben, so wäre es noch eher zu
entschuldigen. So hat man das noch dazu gethan, daß die Comt.
vor meinem abschied mich ansprach, daß sie eine zeitlang in hie-
sigem Stifft sich aufhalten möchte; welches ich ihr auch versprochen,
wiewol sie mir hernach nichts weiter davon geschrieben,
u. es also dabey geblieben, welches wol sehr gut ist. Denn
sonst hätte es vor aller Welt vollends das ansehen gehabt, als
hätte ich eine solche comoedie von anfang biß zu Ende gespielet,
da ich doch, als nur den ersten Schatten von solcher Versuchung
gespüret, den Herrn Past. aufs nachdrücklichste gewarnet, u.
von beyden interessenten so viel vertrauen nicht zu mir gewesen
das geringste davon mit mir zu communiciren oder zu deliberiren,
ob u. wie die Sache ohne nachtheil des Wercks des HErrn ge-
schehen könte.
7. Was weiter von der Comt. abreise von Hachenb. geschrieben
wird, auch von ihrer recommendation nach Leipzig, u. transportirung
nach Dreßden, sind lauter schlimme Folgen von einer übel angefangenen
Sache. Vielleicht wärets nicht lange, so ist Dreßden von der historie voll.
Daß 8. der gute Herr Pastor so viel Leiden in seinem Gemüth drüber
ausstehen muß, daß es ihn so gar zu seinem amt zuweilen unbeqvem
machet, ist eine unausbleibliche Folge davon, wenn man guten Warnungen
kein Gehör gegeben, u. sich von den Sirenen locken laßen. Ich liebe ihn
u. habe groß mitleiden mit ihm; aber ists nicht ein Jammer, daß wenn //
man einmal ein subiectum gefunden hat, dem Gott sufficiente Gaben verliehen, dem Teuffel seinen Raub
abzujagen, solch anomalien dazwischen kommen, dadurch sie ihre Krafft innerlich verlieren, u. ihren Segen äußerlich ver-
hindern. Herr erbarme dich unser!//
Biß hieher die antwort auf Herrn Haynens Brief.