Gotha. 1700. Aug. 16.
Hiernächst habe ich noch vor meinem Ab-
gange mit dem Herrn Rect. Vockerot gesprochen
wegen der Person die begoßen seyn //sollte//, und
wegen des Schul-Collegen, so dieserwegen
beschuldiget worden‚ da mir aber der
Herr Rector die Sachen dergestalt die Sa-
chen
vorgestelt‚ daß ich nichts dagegen sagen
können; und laße ich solches gerne an
seinem Orte beruhen‚ sehe aber auch
daraus, wie nöthig seyn möchte‚ daß Ew. Hoch-
Ehrwürden mit denen dem Herrn Rector Herrn
M Wigleb und Herrn Keßlern sich in öffteren
vertraulichen privat Unterredungen und
andächtigem Gebet für dem Angesichte Gottes
zusammen setzten, umb auf solche Weise
der Lust des Satans zu begegnen, welcher auch
bei den theuresten Knechten Gottes nicht unter-
läßet‚ den Samen des Müßverstandes
einzustreuen, und dadurch den grösten Segen
der allgemeinen Erbauung‚ welcher in der
festen gliedlichen Gemeinschafft und Ver-
einigung bestehet‚ zu unterbrechen. Ich bin ge-
wiß, daß diese 3 rechtschaffenen Leute
solches zu keiner Verachtung Dero theuern
vorsteher-Ambtes, noch zu einiger unziemlichen
Freyheit müßbrauchen würden, sondern das
vielmehr Ew. HochEhrw. dadurch könnten
einen völligen Eingang in ihre Herzen gewinnen,
und alles das viel leichter ausrichten, was
etwa die gemeine Noth erfordert. Den
Schaden, welcher aus den einschleichenden
Müßverständen, und aus der heimlichen Müß-
vergnügung eines Knechtes Gottes über den
anderen entstanden, habe ich an manchem
Ort mit Betrübtniß selbst gesehen, und
erfahren, aber noch kein Mittel finden