Spitze stellet, daß ihr euch für Menschen nicht fürch-
tet, noch aus dieser und jener Absicht, sonderl.
um vermeynter längerer und mehrer Erbauung wil-
len die völlige parrhisie und freudige Bekenntniß
der Wahrheit fahren laßet, so wird Gott sich am herr-
lichsten verklären, und alles toben der Feinde zu meh-
rer Ausbreitung seiner Wahrheit gereichen laßen.
Je frischer, getroster und freudiger Mann man das
Werck des Herrn treibet, und gleichsam also han-
delt, als ob kein Wiederwertiger da sey, je beßer
gehets von statten, obs gleich je zuweilen scheinen soll-
te, als werffe man auf einmahl alles um. Hingegen
wenn man behutsam handeln wil, sich hier und dar-
innen accommodiren, nachgeben und weichen; so rich-
tet man am wenigsten aus, behält ein unruhig Ge-
wißen, und machet die Feinde der Wahrheit nur immer
troziger und insolenter. Gott hat euch eine of-
fene Thür gegeben, lieben Brüder, welche niemand
wird zuschließen können. Darum seyd getrost und
sehr freudig, und stärcket euch in der Gedult und
in der Liebe untereinander, und leget euer Zeugniß
ab in aller Lauterkeit, so wird der Herr mit euch
seyn in allem, was ihr thut. Vielleicht bedürffet ihr
unsers Trostes nicht, sondern seyd überfließend
in der göttlichen Krafft; doch trösten wir