schehen solte, u. daß ich //anderntheil// auch meinen
Nächsten, wo es nöthig bitte mit
mir Geduld zu haben, wenn ihm
in seinen desideriis die erwünsch-
te satisfaction von mir nicht //kan// ge-
geben werden, da denn, obgleich mannich-
mal geringe Geschäffte scheinen,
dennoch bitten//zu consideriren bitten// muß die unzehliche
Menge der Dinge, die mir aufge-
legt werden, in Consideration
zu nehmen, u. dabey den
Umstand meiner Jahre u.
dabey abnehmenden Kräffte
zu bedencken
//davon wol gute Freunde, wenn sie es
wahrgenommen, gesaget: es wundere
sie, daß ich dabey nur meine
Gedancken zusammenhalten könte,
sonderlich bey zunehmenden Jahren
u. abnehmenden Kräfften. Doch kan ich auch
nicht verschweigen, daß mir Gott aus
großer Gnade u. Barmhertzigkeit
gar manche treue Gehülffen gege-
ben hat, auf die ich mich verlaßen
kan, u. die mich bey keiner Last
deseriren, unter welche ich sonderlich
auch meinen Schwieger-Sohn und meinen
Sohn rechnen muß, nicht zu gedencken,
daß meine Collegen in Facultate
theologica samt u. sonders in
allem, wo es nur nöthig ist, //mir// recht
brüderlich die Hand bieten. Denn sonst
wäre es auch über alle menschliche
Kräffte, dabey fortzukommen, auch alles
Gute, so Gott in seinem Wercke verlie-
hen //hat//, im Stande u. Fortgange zu be-
erhalten halten. //Indeßen ist doch auch kein Weg,
obgleich solche treuen Gehülffen
von drm lieben Gott gegeben sind,
daß ich selbst aus dem Wercke
scheide, so lange mich Gott noch
im Leben u. bey so vielen Kräfften
erhält, daß ich demselben //unter seiner beywohnenden Gnade// vorstehe.
Halle den 10ten
Apr. 1726
 

Gekürzter Abdruck in: Weiske, Karl: A. H. Francke und der Herzog von Mecklenburg-Schwerin. In: Blätter der Franckeschen Stiftungen 2 (1934), Heft 1, S. 14-15 und Heft 2, S. 6-7.
Kollationierung: Jürgen Gröschl