die inzwischen[nJeu eingebundene Bibel der Marienbiblio­thek. Außer der Bibelerinnert noch heute der Schwibbogen Nr. 33 auf dem Stadteettesacker in Halle an die Familie, wo Christian Ernst, der Verfasser des Pro Memorial, mit seiner Frau Anna Christiana, geb. Rudleff, begraben ist.

Mit einer ganz ähnlichen bamiliengeschichte ist die Ge­schichte der böhmischen Bibel von 1537 aus der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen verknüpft(Kat.-Nr. 5.1.0. Auch hier handelt es sich um eine Rarität, für deren Druck Paul Severin aus Prag die Holzstöcke der Cranach-Bibel von 1534 aus Wittenberge entlichen hatte. Doch anders als

die Bibelaus der Marienbibliothek liegt hier eine Bibel mit

deutlichen Gebrauchsspuren vor. Die Kolorierung wirkt

unbeholfen ausgeführt, die Seiten zeigen dunkle Hecken, aber vor allem Spuren einer geradezu manisch anmuten­den Aneignung des Buches durch die Person, die sie zuletzt

besessen und mit seiner ca. 10066 Titel umfassenden Bü­

Cchersammlung testamentarisch der Bibliothek des Wai­senhauses vermächt hat: Heinrich Milde, der ab 1715 für die Kontakte nach Ost- und Ostmitteleuropa am Halle­schen Waisenhaus zuständige war. Milde hatte die Ange­wohnheit, in ausladender Schrift Bemerkungen in die Bü­cher aus seinem Besitz zu schreiben, die heute ein lebendiges Zeugnis seines Alltags und seiner Frömmigkeit, seiner Kontakte und seines Bucherwerbs darstellen. Durch seine Notizen auf dem Vorsatzblatt der Bibel erfährt man, von wem er die Bibel erhalten hat:

Diese edle Bibel, wefür Gott im Himmel ewig gelobet

sey. habe ich von H, Samuel Ruthen, einem Bürger in

Barby gekauffet, und wurde mir von da mit der Post

nach Halle geschicket, Er hat sie selbst mit aus Böhmen

ocbhracht. Sein HL. Vater Matthias Ruche hat dieselbe von seinem Seel, Schwieger-Vater HL. Andrea Rosen, ei­nem Prediger auf einem Dorffe 3 Meilen von Prage, da sie noch zu Lutheri Zeiten gedruckt ist, ererbet: als die­ser der Religion wegen aus dem Königlichen Böhmen gewiesen, ist er nach Zittau geflüchtet, alda er auch sein Leben geendiget. Samuel Ruthe, Fleischer von Beruf, gehörte der Exulanten­kolonie Ves Pane(Wespen) bei Barby an, die Milde seit 1720 betreute, Offensichtlich erzählte er Milde das Schick­sal seiner Familie, das diese wie die Familie Hippius aus Böhmen in das kxil nach Brandenburg-Preußen führte. Die böhmischen Bibeln in den beiden Bibliotheken Halles bezeugen damit nicht nur das Schicksal böhmischer Exu­lanten, die aufgrund ihrer Konfessionszugehörigkeit und im Zuge der Gegenreformation ihre Heimat verlassen ha­ben, sondern auch die Unterstützung, die sie fern von ihrer Heimat erfahren haben.

August Hermann brancke, der von Halle aus eine welt­weit ausstrahlende religiöse und gesellschaftliche Erneue­rung anstrebie, wollte zum einen die Lutheraner dort stär­ken, wo sie unterdrückt und in der Minderheit waren, in Böhmen, Mähren, Teilen Ungarns und Schlesiens, und zum anderen die vertriebenen Lutheraner im Exil unter­stützen.) In diesem Kontext ist seine Wertschätzung der hussitischen Traditionen und der universalistischen und

pädagogischen Ideen des Johann Amos Comenius(Kalt.­