Lebens-Lauff
der selig verstorbenen WohlEhrwürdigen und Wohlgelahrten
Missionarii,
1 . Personalia, wie sie vor der Cantzel verlesen worden, nebst
einigen nachhero hinzugefügten Erläuterungen.
 
Kürtzlich etwas zu melden von dem Lebens-Lauf unsers sel. Mit-
bruders, so hat derselbe Anno 1707. d. 20 Maji in Mohrungen, so ohnweit
Elbingen in Preussen liegt, das Licht dieser Welt erblicket. Sein sel.
Vater ist gewesen HErr Matthias Obuch, Raths-Herr und Orgelbau-
er in Mohrungen, und seine annoch lebende Mutter Frau Anna
Dorothea, gebohrne Lasers. Diese seine liebe Eltern haben ihn
nicht nur also bald durch die heil. Taufe dem dreyeinigen Gott zu-
geführet, sondern sind auch nachher bemühet gewesen, ihn in der
Christlichen Lehre wohl unterweisen zu lassen, und ihm mit einem
guten Exempel vorzugehen. Wie denn sonderlich seine geliebte
Mutter durch ihr fleissiges Beten ihm zu grosser Erweckung gewe-
sen. Selbige seine Eltern sind anfänglich nicht gesonnen gewe-
sen, ihn den Studiis zu widmen: weshalb sie ihn auf ein Dorf zu ei-
nem Organisten gethan, von demselben im Orgel-Spielen zu profiti-
ren. Gott hat damahl schon an seiner Seele kräftig gearbeitet:
denn weil er nahe am Kirchhofe daselbst logiret, so hat ihn un-
ter andern auch die Furcht vor den Gespenstern in ein fleissiges
Gebet, sonderlich des Nachts, getrieben; worin er sich denn, so weit
sein damaliges Erkentniß ging, immer zu Gott gehalten. Als aber
sein Vater auf dem Todten-Bette lag, und er deshalb nach Hause
gerufen wurde: so hat er mit grosser Bekümmerniß sehen müssen,
daß derselbe sogleich bey seiner Ankunft verschieden, und demselben
eben die Augen zugedrücket worden. Damals ist er ohngefehr in
sein fünfzehntes Jahr gegangen. Nun hatte er vorher schon öfters
vor und mit Gott überleget, ob er sich zum Studiren resolviren solte,
oder