Aüßerst gerührt
Thränen nicht enthalten, freute mich aber über ihre gute Gesinnungen
und schönen Kentnißen in der Religion, indem sie sich mit so manchen
tröstlichen Sprüchen aus der heiligen Schrift zu trösten, und zu
beruhigen suchte. Es schien, sie wünschte noch manches mit mir zu sprechen
wovon sie aber die Schaam für die Umstehenden hinderte, ich schloß
demnach meine Ermahnung mit ein Gebeth und sagte ich würde
es wegen des heilg. A. Mahls in Ueberlegung nehmen, indeßen
Morgen wieder zu ihr kommen. Ich befahl den anderen Morgen
sie in eine Kammer alleine zu bringen, wo ich mich mit ihr beson-
ders unterreden würde. Ich fing meine Unterredung auf ein
Gebeth an, suchte so viel als möglich nicht durch Vorwürfen, sondern in
einen liebreichen und mitleidigen Thon sie nochmals auf das Gute
aufmercksam zu machen, welches sie von ihrer Jugend auf genoßen
und stellte ihr nun ihren jetzigen Zustand vor Augen, welches
auch den gewünschten Erfolg hatte, daß sie fast in Thränen zerfloß
ich benutzte diese gute Gelegenheit, wie und auf welche Art, fragte
ich kontest du denn in so kurzer Zeit so ganz unglücklich werden
sage mir ohne Schaam und Zurückhaltung die Warheit. Sie erzelte
mir darauf das schon ebengesagte, und sezte hinzu, "//hier// vor Gott, der
mich nun bald von dieser Welt abfodern wird, versichere ich Sie
daß ich nach meiner Niederkunft nie wieder in das Laster ver-
fallen bin, nach der Zeit bin ich immer gesund und wohl gewesen
auch fleißig zur Kirche gekommen, wie Ihnen bewust sein
wird. Auch diese Kranckheit ist nicht eine solche, wofür mann sie
hält, und ich bin nicht ein solch verabscheuungswürdiges Geschöpf, wie
viele glauben. Einen Monat nach der Geburth meines Kindes
bekam ich am gantzen Leibe einen Ausschlag, (eine gewöhnliche Kranck-
heit der Sechswöchnerinnen) welches Jucken mir unausstehlich war.