mir einen Muth, ich fiel nieder auf mein Angesicht, da da konte ich das erste
mal mit Thränen beten; da bat ich meinen Lieben Gott, er wolle mir doch
ein anders, ein neues, ein geistl[ich]es ein empflindl[ich]es Herze geben; er wolle
doch mein hartes, steinernes u. starres Hertz erweichen, zerknirschen, aus mir
wegnehmen, u. mir ein weiches und gehorsames geben, auch einen neuen
gewißen Geist, daß ist: Seinen wehrten H. G. der mich recht in die Buße
leitete; um das Beten fing es da an, eine viel andere Beschaffenheit
zu haben, vorhin muste ich mich zwingen dazu, nun aber nicht mehr, vor-
Hin wuste ich nicht was ich beten solte, nun zeigt mir das schon meine
eigne Noth: das mir Gott inzusehen gab: Ach mein Gott! was vor Streit
Kämpfen u. Ringen begab sich da in mir, daß ich es nicht sagen konte, das
Fleisch entwarf sich wider den Geist, u. der Geist wider das Fleisch: wie
ich davon Zeugniß in H. S. funt. Rom. 7,15-24. Gall. 5,17. Es dünckt mich
immer in meinem Gemüthe, Gott spräche mich auf solche Weise an: Ich
der HERR dein Gott, dein Schöpfer, Erlöser u. dein Seligmacher, ha-
be dich ja so weit gebracht, durch meine väterl[ich]e Züchtigung, daß du
dich der Welt nicht mehr völlig gebrauchen kanst, ob du gleich woltest, wilt
denn du noch um der halten Welt willen, mir dein Hertze vorenthalten, das
kanstu ja in Ewigkeit nicht verantworten, wenn du dich schon der Welt gleich
stellest, u. suchest ihr zu gefallen, so mustu doch auf solche Weise ihr
Spott u. Fußhader seyn, u. mit ihr zuletzt das Verderben erndten, Bey
der Welt elend, mir auch auf solche Weise freude, das wäre ja Thorheit
über alle Thorheit, du kansts ja gut bey mir haben, eile, eile, mache
dich los von ihr, u. suche bey mir bekandt und reich zu werden:
Das griff in mein Hertz recht tief hinein: Ach! was für Flehen,
Säufzen, Liebes Bewegung, Hertzl[ich]es u. schmertzl[ich]es, Freunde u. Betrübniß, durch
einander vermengt: wer es erfahren hat, dem ist es gut sagen davon, der