noch wilden Amerika gefunden werden können. Den 23. TrinitatisSonntag 95
habe ich den Transporten und der kleinen deutschen Gemeine in Savannah nach-
drücklich gepredigt. Vormittags war ich sehr eingeschränkt da die Kirche in 1 1/4
Stundte geendigt seyn muste, nachmittags nahm ich mir mehr Zeit und habe um
der fremden Leute willen fast 2 Stundten gepredigt, bin auch gar nicht müde
geworden. Es grif ma//n//che so an, daß sie häufige Thränen vergossen. Sie haben
aber bald alles vergessen, wie hernach ihr ruchloses Leben deutlich zeigte. Doch
ist es ihnen gesagt worden, was zum Heil und zur Seligkeit ihrer Seelen dienet.
Sie sollen es bey dem HErrn selbst verantworten, ich habe sie aufs Dringenste
//gebethen,// ihr Heil zu bedenken, sich vom Hertzen zu Gott zu bekehren, zu Jesu Christo
den guten Hirten zu kommen, und die GnadenWirkungen des Heiligen Gei-
stes an ihren Seelen nicht vergeblich seyn zu lassen. Ihre Kinder die sie zu Tauf-
fen brachten habe ich getauft, aber nichts von ihnen genommen. Diese Leute sind
theils aus den büdingischen Reichsritterschaftlichen und andern deutschen Ländern
gebürtig. Sie sind Lutherisch, Reformirt und Catholisch, also im Grunde gar
nichts. Sie stellten sich gegen mich fromm, d[as] i[st] heuchlerisch, denn wenn
man bey ihnen gewesen war, so kam es doch heraus, daß sie nur ihr Gespötte
getrieben hatten. Es haben sich auch welche zum Heiligen Abendmahl angezeigt, sind
aber von den KirchenVorstehern in EbenEzer abgehalten worden. Manche von
dem Transport 95 sind in Savannah verbunden worden, und müssen 3
Jahr stehen. Sie bekommen, wenn sie nicht folgen wollen, so harte Schläge
als die Neger. So groß mein Mitleiden anfangs gegen diese in allen Betracht
im leiblichen und geistlichen elende Leute war, so sehr hat sich mein Gemüth
gegen sie geändert, da ihr abscheulicher Undank gegen die leiblichen Wohl-
thaten Gottes offenbar ward. Vom wahren Christenthum wissen sie gar nichts,