ohne Tauffe liegen soll. Hier sind viele Erwachsene nicht nur in Georgien, in andern Staaten
mögen ihrer noch viel mehrere seyn, die nie getauft worden sind, und auch nie werden getauft
werden. 2 englische Meilen von mir wohnte ein englischer Mann, der 1800 starb, seine Söh-
ne und Töchter wuchsen heran, ohne Tauffe und ohne Unterweisung im Christenthum, und dergleichen
Leute werden in großer Zahl in diesen Staaten gefunden. Hier nimmt sich die Obrigkeit der
Sache des Christenthums nicht an. Manche treiben nur ihr Gespötte mit der Heiligen Schrift, und
doch lassen sie die Bibel diejenigen küssen die gezwungen sind zu schwören. Wie traurig
ist es, daß vor der Court manchmal 12 Jurymen schwören müssen, daß sie nach Gewissen
handeln wollen und Hinterlist und Räncke der Lawyer (Advocaten) stößt alle Gerechtigkeit über
den Hauffen. – Die wesleyischen Methodisten tauffen die Erwachsenen, von den sie
gewis versichert sind, daß sie nie waren getauft worden, wie die englischen Baptisten, wenn aber
welche sich zu ihnen begeben und in ihre Gesellschaft aufgenommen werden, die in ihrer Jugend
waren getauft worden, so tauffen sie dieselben nicht wieder. In Rücksicht der Bekehrung und ihrer
SeelenFührung haben die englischen Baptisten keinen andern Weg als die welche aus unserer Verfassung zum
HErrn bekehrt werden. Aber die Immersion, die sie vor absolut nothwendig halten trennt sie von allen an-
dern redlich Gesinnten. Ich habe schon in meinen vorigen Briefen von dem Verhalten mancher Baptisten
geschrieben. Sie erlauben sich bisweilen heftige Ausfälle auf andere Denominationen, und bedienen
sich solcher Ausdrücke die sehr beleidigend sind. Sie sollen aber nach dem Rath den ihnen ihre Prediger
geben sich freundlich gegen andere Denominationen bezeigen. In Engelland sind sie noch sehr[eing]e-
schrenckt, und beschweren sich daher über die brittische Regierung. Die bischöfliche Kirche muß es jetzt
in diesen Staaten empfinden , was sie ihnen vormals auf eine höchst ungerechte Weise zufügte. In einer
Addresse oder Bittschrift an dem verstorbenen President George Washington beklagen sich die Bapti-
sten sehr über die ehemaligen Bedrückungen und Gefängnisstraffen, die ihre Prediger besonders in
Virginia erfuhren. Man peitschte einige auf öffentlicher Straße die doch nichts verbrochen, son-
dern den Leuten den Weg zur Seligkeit verkündigt hatten. Hierinnen verdienten sie doch Mitleiden.
Sie vermehren sich jetzt ungemein. In Kentucky sollen sie besonders zahlreich seyn. Ich kenne einen
dortigen BaptistPrediger Rhies der vor einigen Jahren von Wales aus Engelland ankam. Er kam von
Charleston nach Savannah, kehrte //oefter// auch bei mir in EbenEzer ein, und versprach, wenn er wieder nach
Georgien kommen würde, mir wieder zuzusprechen. Wenn ich an ihn schreiben wollte, sollte ich nur
meine Briefe an dem Herrn Dr. Ro//d//gers BaptistMinister in Philadelphia addressieren. Aber selbst
die Baptists in meiner Nachbarschaft bekommen kein Schreiben von ihm, welches seine weitläuftige
Bekanntschaft, Briefwechsel und AmtsGeschäfte entschuldigen. Dieser Herr Rhies gab den Rath
eine BaptistKirche in Savannah zu bauen, die einige Hundert Zuhörer faßt, und jetzt schön ausge-
bauet ist. Wenn ich des sonntags in Savannah gepredigt habe, dann gehe ich abends in die Bapt[ist]-
Kirche, wo bisweilen gepredigt wird. Sonst werden alle Sonntage Abends bein Licht aus Dr. Watt's
//oder// aus Dr. Rippons Hymn oder Liedersammlung vierstimmig Gesänge angestimmt wo junge Leute männ-
lichen und weiblichen Geschlechts (Gentlemen and Ladies) nach den Noten singen. Der Pastor an der
Baptist Kirche Herr Holcombe ist allemahl zugegen, und heißt mich mit in seinen Predigtstuhl
setzen. Es herrscht hier die schönste Ordnung. Einige böse Leute spotteten über die Sonntagssing-
stundten, und waren frech genug zu sagen, man könnte eben so wohl Tantzstundten halten, auch
sprengten sie allerley üble Gerüchte wider den Herrn Pastor Holcombe aus, daß er sich genöthigt fand in
den öffentlichen Zeitungen gegen solche Anfälle zu vertheidigen. Ohnstreitig waren böse Advocaten
die Anführer, weil Herr Holcombe sehr scharf gegen die Deisten und Christusfeinde predigte.
Jetzt hört man nichts mehr, und die Stundten werden des Sonntags fortgehalten, und dann und wann
hört man auch eine SonntagsAbendPredigt wo die Kirche sehr voll ist. Die Stühle werden bezahlt,
und der Prediger bekommt seine Besoldung davor, was übrig bleibt fällt zur Kirche. Auch wird am
Donnerstag Abends in jeder Woche dergleichen SingÜbung angestellt, und Herr Holcombe predigt alle-
mal Abends an dem nehmlichen Tage bey angezündeten Lichtern. Es predigen auch Prediger aus andern
Denominationen wenn welche in Savannah angekommen sind, Sonntags und DonnerstagsAbends. In
den ersten Zeiten wurden in Savannah in der bischöflichen Kirche auch AbendBetstundten gehalten,
es sind aber nur die Gebethe aus dem Common Prayerbook und Capitel aus der Bibel [die] gelesen
worden. In EbenEzer wurden auch, wie mir gesagt worden ist, in den Zeiten des sel[igen] Bolzius
und Gronau AbendBetstundten//Versammlungen// gehalten, aber weit besser als in der bischöflichen Kirche, hier wurden