Die Vermehrung der Baptisten fruchtet doch unter manchen Leuten in der EbenEzerischen Gemeine, denn seit ei-
niger Zeit nehme ich mehr Aufmercksamkeit in den Predigten wahr, als sonst. Die Gemeine ist auch hier immer
noch stärcker als die BaptistGemeine in meiner County, und üble Leute werden vor keine GemeinGlie-
der gehalten, wenn sie auch unterschrieben in der KirchenOrdnung stünden, so schließt sie doch üble Auffüh-
rung sogleich aus. Es wäre freylich zu wünschen, daß es noch weiter gebracht werden könnte. Aber der Wider-
stand ist hier sehr gros. 1799 hofte ich Besserung aber seit dem vorigen Jahre kommen wieder betrübte Vorfälle vor.
Es werden in Georgien Camp Meetings gehalten an freyen offen Plätzen unter freyen Himmel. Den 14. Octbr.
ward eine 25 Meilen von mir gehalten, ich wollte sie sehen, aber ich hatte selbst zu predigen. Dann war sie einige
Tage vorher schon angegangen, und ward den 14. Octbr. schon geschlossen, weil manche krank wurden , und nach ihren
Wohnungen eilen musten. Es war zu der Zeit noch sehr warm und die Schlangen krochen noch herum, und sind da
am gefährlichsten. Es kommen zu solchen Versammlungen sehr viel Leute zusammen, böse und gute. Die Prediger
theilen sich und predigen ex tempore, um Zusammenhang sind sie unbesorgt, sie scheinen ihn mit Fleis zu meiden. Man
schreit so heftig daß manche Leute erschreckt werden. Manche fallen wie sinnlos und gantz steif nieder, und liegen
einige Zeit in diesem Zustande sich selbst unbewust, der Prediger bethet über sie, dann kommen sie wieder zu sich.
Seit dem Thomas Jefferson President der Vereinigten Staaten ist, nehmen Wesleys Methodisten und die englischen
Baptisten so sehr zu. Mit dem vorigen President John Adams sind viele übel zufrieden, andere lob[en] [i]hn.
Herr Triebner hat seit mehr als einem Jahr nicht mehr an mich geschrieben, da der traurige Krieg wieder aus-
gebrochen ist, so gehen die Briefe auch bisweilen sehr unsicher. Wenn ihm an andern Orten etwas nicht gelingen
will, so will //er// sich immer an mir rächen, denn es ist seine Art noch wider EbenEzer zu toben, daßs er doch mit ruini-
ren half. Er hätte in London wohl bleiben können. Die Trustees in Browns Lane wollten ihm nicht den Vorsitz in
der Vestry gestatten, deswegen zerfiel er mit ihnen. Hier will er auch noch herrschen, er würde ein sehr päbstlicher
Superintendens seyn, wenn er eine solche Stelle bekleidete, so sehr er auch in seinen Schriften wider den Pabst schreibt.
Er steth um Mitternacht auf, und schreibt, und wenns Abend wird so legt er sich schon nieder. Alle seine Briefe an mich sind fast
so geschrieben, ich mag sagen geschmiert, daß man sie kaum lesen kann. Hier war er beständig mit klatschhaften
Weibern umgeben, die ihm beständig Neuigkeiten brachten. Die Lehre die er führte war gut. Es ist aber auch seine
Art zu verketzern, und er kann mit den boshaftesten Leuten übereinstimmen, wenn nur sein Interesse befördert
wird. Seinen ältesten Sohn geth es in Savannah nicht so gar wohl, weil sehr viele noch große Bitterkeit gegen Pastor Trieb-
ner hegen, er verlohr neulich einen NegerSclaven der //zu// 450 Dollars geschätzt ward, und plötzlich im Savannah-
Fluß weil er betruncken war, ertranck. Die Trustees sagen, daß Pastor Triebner 500 Pfund von der Gemeine auf eine
unrechte Art an sich gezogen hätte, und wenn er es wagte, die 649 Pfund des Rabenhorstischen Capitals zu fodern,
weil er sich hinter dem Dr. Urlsperger gesteckt hätte, so wollten sie ihm wegen der 500 Pfund zur Rechenschaft fodern. Eine
heimliche Geschichte von Tr[iebner] habe ich schon an Herrn Hubert zu anderer Zeit geschrieben, diese wird hier vor wahr gehalten, wenn
auch Tr[iebner] mit List sich durchgelogen hat. Es ist nur Falschheit wenn er an mich schreibt. Er wünscht so wenig als [der] alte
Waldhauer daß das Predigt//amt// hier wäre fortgesetzt worden. Dr. Urlsperger hat sich von Tr[iebner] hintergehen [las]sen.
Das Legat vor die EbenEzerische Gemeine behalten sie in Deutschland. Seit meinem Hiersein ist das KirchenCapital wie
Captain Kogeler sagt zu 10000 Dollars mit der Waldhauerischen Einfoderung angewachsen. Es ist aber alles
unter der Direction der Trustees, ich masse mir kein Recht darüber an, sie haben mir jetzt 300 Dollars jährliches Solari-
um gesetzt. Das ist in diesen Staaten die geringste PredigerBesoldung. Sonst habe ich mich aller Accidentien begeben,
daher können mir die englischen Baptisten keine Vorwürffe machen. 1799 waren sie noch sehr freundlich gegen
unsern Ort. Seitdem sie so wachsen, sehen sie auf andere mit Verachtung herab. Ich bitte die beygelegten Briefe
nach Ihren Belieben zu bestellen. Ich wünsche Ihnen reiche Erquickung vom HErrn wegen der vielen Mühe die Sie wegen
der EbenEzerischen Gemeine und meinetwegen haben. So bitte ich mich auch Seiner Hochwürden dem Herrn Dr. Niemeyer
bestens zu empfehlen. Der HErr unser Heiland segne Sie, Ihre Frau Gemahlin, und sämtliche Familie mit geist-
lichen Segen und himmlischen Gütern, die er uns am Stamme des Heiligen Kreutzes durch sein Blut und Todt erwarb.
Herrn Hubert und alle liebe Seelen in Halle denen ich in meinen armen Gebeth immerdar gedencke, bitte ich
hertzlich zu grüßen, und verbleibe in Liebe und Friede
Ihr
treuergebener
Johann Ernst Bergmann.
Sr. HochEhrwürd. Herrn Pastor Nebe.