mit vielen Seegen gelesen worden sind. Ob sich gleich die deutsche Sprache seit jenen
Zeiten sehr geändert hat, so habe ich doch unter den neuern noch keine solchen Bücher
von der Art finden können, die dem gemeinen Mann so eindringend sind, als Frankens
Predigten. Dr. Les in Göttingen hielt Frankens Schreibart für zu mystisch, sie ist doch
biblisch. Er mußte doch zugeben, daß Speners und Frankens Predigten gut zu lesen
wären. Spener wurde wegen seiner Schreibart getadelt, die zu juristisch wäre. Es
ist die Frage ob die Gelehrten alles das mit Aufmerksamkeit gelesen haben, was
sie anzuführen pflegen. In Deutschland kommen auf den Leipziger Messen eine un-
geheure Menge Bücher heraus. Das ist aber nicht ohne Ausnahme wahr, was Plinius schreibt
nullus liber tam malus est, ut non aliqua ex parte prosit. Hier vermehren sich auch
die Zeitungsschreiber, die vielen Unsinn bisweilen auch Gotteslästerungen in ihre Blätter
einrücken. Schon zweimal seit meinem Hierseyn wollten wilde Menschen die Druckereyen
in Savannah zerstören, weil die Drucker sich wegerten ihre abgeschmackten Sachen einzu-
rücken. Meine Briefe sind bisher etwas lang gewesen, weil ich nicht wie sonst Tagebücher
übersenden kann. Doch will ich jährlich wegen des Porto das zu beschwerlich wäre, etwas
darzu aussetzen. Das ist noch das gröste Labsal, das ich hier habe, wenn ich Briefe aus
Deutschland bekomme. Des Herrn Dr. Urlspergers guter Name ist gerettet, ich habe aber auch
vielen Verdrus deswegen erfahren müssen. Das war aber nicht recht daß mir der Herr Dr.
unlautere Absichten hat beimessen wollen, wenn ich ihm alles persönlich erzählen könnte
wie es hier ergangen ist, so würde er nicht auf dergleichen Muthmasungen gekommen
seyn. Die Gläubigen Christen sollten für einander nach der apostolischen Ermahnung fleißig
bethen, aber nicht ohne Grund Argwohn gegen einander fassen. Mein Vorfahr Pastor Triebner
beschuldigt den Dr. Burckhardt, der nunmehr, wie ich höre, aus der Zeit ist, daß er Christum nur
für einen Lehrer der Wahrheit gehalten, und an seiner Gottheit gezweifelt hätte. Das be-
fremdete mich, da der Dr. in zwei Predigten die Vertheidigung dieser wichtigen Seligkeits-
Lehre auszuführen suchte. Daß aber der Dr. Briefe anstatt eines biblischen Textes vorlas, war
überspannt. Alle englische Prediger nehmen ihre Texte aus der Heiligen Schrift, und die Quäcker
überlassen es dem Spirit, was sie reden sollen, und verwerffen die Wahl der Texte. Dem
gottseligen John Bunian wurde der Text auf der Kantzel gegeben, das ist nicht fanatisch.
Ein Mann //wie er,// der große Trübsale erfahren hatte, erfuhr auch auserordentliche GnadenErweißungen.
Zeiten sehr geändert hat, so habe ich doch unter den neuern noch keine solchen Bücher
von der Art finden können, die dem gemeinen Mann so eindringend sind, als Frankens
Predigten. Dr. Les in Göttingen hielt Frankens Schreibart für zu mystisch, sie ist doch
biblisch. Er mußte doch zugeben, daß Speners und Frankens Predigten gut zu lesen
wären. Spener wurde wegen seiner Schreibart getadelt, die zu juristisch wäre. Es
ist die Frage ob die Gelehrten alles das mit Aufmerksamkeit gelesen haben, was
sie anzuführen pflegen. In Deutschland kommen auf den Leipziger Messen eine un-
geheure Menge Bücher heraus. Das ist aber nicht ohne Ausnahme wahr, was Plinius schreibt
nullus liber tam malus est, ut non aliqua ex parte prosit. Hier vermehren sich auch
die Zeitungsschreiber, die vielen Unsinn bisweilen auch Gotteslästerungen in ihre Blätter
einrücken. Schon zweimal seit meinem Hierseyn wollten wilde Menschen die Druckereyen
in Savannah zerstören, weil die Drucker sich wegerten ihre abgeschmackten Sachen einzu-
rücken. Meine Briefe sind bisher etwas lang gewesen, weil ich nicht wie sonst Tagebücher
übersenden kann. Doch will ich jährlich wegen des Porto das zu beschwerlich wäre, etwas
darzu aussetzen. Das ist noch das gröste Labsal, das ich hier habe, wenn ich Briefe aus
Deutschland bekomme. Des Herrn Dr. Urlspergers guter Name ist gerettet, ich habe aber auch
vielen Verdrus deswegen erfahren müssen. Das war aber nicht recht daß mir der Herr Dr.
unlautere Absichten hat beimessen wollen, wenn ich ihm alles persönlich erzählen könnte
wie es hier ergangen ist, so würde er nicht auf dergleichen Muthmasungen gekommen
seyn. Die Gläubigen Christen sollten für einander nach der apostolischen Ermahnung fleißig
bethen, aber nicht ohne Grund Argwohn gegen einander fassen. Mein Vorfahr Pastor Triebner
beschuldigt den Dr. Burckhardt, der nunmehr, wie ich höre, aus der Zeit ist, daß er Christum nur
für einen Lehrer der Wahrheit gehalten, und an seiner Gottheit gezweifelt hätte. Das be-
fremdete mich, da der Dr. in zwei Predigten die Vertheidigung dieser wichtigen Seligkeits-
Lehre auszuführen suchte. Daß aber der Dr. Briefe anstatt eines biblischen Textes vorlas, war
überspannt. Alle englische Prediger nehmen ihre Texte aus der Heiligen Schrift, und die Quäcker
überlassen es dem Spirit, was sie reden sollen, und verwerffen die Wahl der Texte. Dem
gottseligen John Bunian wurde der Text auf der Kantzel gegeben, das ist nicht fanatisch.
Ein Mann //wie er,// der große Trübsale erfahren hatte, erfuhr auch auserordentliche GnadenErweißungen.