HochEhrwürdiger p
In Christo sehr Werther Herr Professor,
 
Ew. HochEhrwürden werden durch den Zimmerman Sanfftleben, der auf kurtze
Zeit zu seiner Schwester nach Schlesien von uns reisete, zwey Briefe, nehm-
lich einen vom 14. und den andren vom 27 Febr. dieses Jahres empfangen
haben, und kurtz vorher, nehmlich en 20 Jan. haben wir auch über Char-
les-Town eines u. das andere von unserm u. der gemeine dahmaligen
Umständen an dieselben berichtet, welches Ihnen hoffentlich schon wird
zu Händen kommen seyn. Die Contenta des Briefes vom 27 Febr. werden ohne
Zweiffel unsern Werthesten Herrn Professor, ebenfalls wie uns, viel Kummer
verursachet haben, und wolten wir wünschen ietzo von dem Herrn Thilo
etwas beßeres schreiben zu können, daß Ihr und unser desfalls empfunde-
nes Seuffzen in Jauchzen und Lob Gottes möchte verwandelt werden,
der mitkommende Aufsatz aber lehret zur Genüge, was wir wieder Jeder-
manns Vermuthen ietzt an Herrn Thilo haben, ujnd was wir uns auf aufs
künfftige von ihm versprechen können. Wir wollen ihn durch Gottes Gnade gern
tragen, wenn er nur seinen äuserlichen Beruff als Medicus wolte
Genüge thun, als woran er es, da alles bey ihm durch außerordentliche
Triebe des H. Geistes gehen soll, auch sehr fehlen läßt. Er giebt einem
noch höhern Beruff, als der äuserliche zur Besorgung der Patienten ist, vor,
den er zu unserer gemeine habe, weil er aber keinen Eingang findet,
so macht er sich selbst unruhig, und versündiget sich an unserm Amt. Nachdem
er bey der Kalcherin nicht seinem Zweck erreichen können, und über dem
familieren Umgange mit des Schulmeisters Frau in üblen Verdacht kommen,
so hat er sich ietzt an die dritte WeibsPersohn, welches die fromme Wittwe, die
Helffensteinin ist, gemacht, die aber dergleichen Inspirirte mehr kennen ge-
lernet, und also wird er auch wohl hier wenig ausrichten. Den Scha-
den möchte es haben, daß er sich in der Gemeine eine Nachrede macht, als
besuche er diese Wittwe nur um ihrer erwachsenen Tochter willen, die
sich ja wohl auch wegen ihrer Einfalt eines und das andre imaginiren
wird. Mit uns redet er ietzt wenig oder nichts von geistlichen Diengen,
hingegen ist er gar beredt, wenn man mit ihm von äuserlichen in
die Medicin lauffende Sachen redet. Wir vermeiden alle gelegenheit ihn
zu erbittern, daher wir auch von unserer Artzeney nichts weggeben,
wenn wir gleich von Patienten darum angesprochen werden, sondern
verwiesen die Leute auf ihn, ob wir wohl mehrmahl die Antwort
bekommen, er gebe ihnen nichts, sondern weise sie auff warten, oder
die Natur werde sich schon selbst helffen. Wir suchen ihn nach unserm
Vermögen in allen äuserlichen Diengen, die er nur begehrt, zu dienen,
ja bieten ihm unsere Dienste an, damit er über den Mangel der Liebe
zu klagen keine Ursache habe. Unsere Zuhörer bearbeiten ihn sein Feld