EbenEzer den 6 Dec. st.v. 1738.
HochEhrwürdiger
In dem Herrn Jesu theurer und Werthester
Herr Professor,
Unsere letzte Briefe an Ew. HochEhrwürden von deren Empfang wir noch keine Nach-
richt haben, sind vom 26 Aug. 5 Octobr. und 4 Novembr. dieses Jahres. Sie sind
alle nebst den Diariis mit sicherer Gelegenheit abgeschickt, daß wir daher
nicht zweiffeln, sie werden zu rechter Zeit eingelauffen seyn, oder noch
ankommen. Wie sehr sichs ietzt durch Gottes väterliche Vorsorge in Ansehung
unsers Landes geändert hat, werden Ew. HochEhrwürden theils aus dem
letzten Briefe, theils aus dem ietzt mitkommenden Diario erkennen. Es richtet
mich dis besondere specimen der göttl. Providenz sehr auf, daß ich daher glau-
be, und es unsern barmhertzigen Gott immer beßer zu trauen lerne, er werde
noch alles wohl mit uns machen, und alle Prüfungen u. Versuchungen
ein solch Ende gewinnen laßen, daß wir sie können ertragen, u. über
seine Weißheit u. wunderbahre Güte frölich seyn können. Es wird ohn
Zweiffel diese Erfahrung der gütigen Vorsorge unsers Gottes unsere Väter,
Brüder und Freunde kräfftig zu seinem Lobe aufmuntern, da Sie u.
wir das, was der Herr auch ietzt an uns thut, vor eine deutliche Er-
hörung Ihres eiffrigen Gebets ansehen können, indem uns ja wohl
bekandt ist, wie Sie unsre Noth, Prüfungen u. bedrängte Umstände
vor dem Gnaden-Thron Gottes mit vielem Ernst u. Anhalten bringen. O
der Herr vergeße diese Wohlthat nimmermehr, sondern laße den Seegen, den Sie
und andere seiner redlichen Knechte und Kinder für uns ausgebeten haben,
vielfach auf Sie, auf Ihr Amt, Waysenhauß u. alle dero Geschäffte kommen,
daß Sie seyn die Geseegneten des Herrn immer und ewiglich. Die redlichen Glieder
unserer Gemeine sind mit ihrem Gott u. seiner guten Führungen ietzt so
vergnügt, daß man in ihren öffentl. Gebeten u. Gesprächen aus dem hertzlichen
Lobe Gottes, das sie ihm für seine geistl. u. leibliche Wohlthaten bringen, recht
erbauet, u. zu gleichem Lobe des Herrn durch sie und mit ihnen aufgemun-
tert wird, dabey sie sich so klein machen u. so weit herunter setzen, daß
sie sich vor die unwürdigsten schnödesten Creaturen achten, u. sich ver-
wundern, daß der Herr so freundlich ist, und sie mit so vielen Wohl-
thaten überschüttet. Und da sie immer beßer erkennen lernen, was Gott
ihnen durch den Werthen Herrn Senior Urlsperger vor eine große Wohlthat
erzeiget, da er ihnen Gelegenheit gegeben, den vielen Versuchungen u. See-
len-Gefahr aus Teutschland zu entfliehen, so haben sie von mir begehret
ein Dancksagungs-Schreiben aufzusetzen, darinn zugleich von von dem
vielen Guten, so der Herr unserm lieben EbenEzer erzeiget, denen zur ge-
wißen Nachricht gegeben werden solte, die noch geneigt seyn möchten
ihren Brüdern nach America u. hieher nach EbenEzer zu folgen, welches
ich auch mit vielem Vergnügen gethan, und wünsche von Hertzen, daß die
hertzliche Seegenswünsche, welche die redlichen Glieder unserer Gemeine
über dem liebwerthen Herrn Seniorem u. andere rechtschaffene Knechte des
Herrn, unsere liebe Wohlthäter in ihren Gebeten ausschütten, auf Ihnen ruhen
und zur geseegneten Erfüllung an Ihnen gedeyen mögen. Der liebe Gott
giebt Gnade, daß sich die frommen Glieder der Gemeine einfältig im