Gebet zusammen thun, und mit ihrem demüthigen, hertzlichen einfältigen Wesen
in die Fustapffen der Gläubigen aus der ApostelGeschichte zu treten suchen, welches
der leibliche Heyland, der Gnaden-König seiner elenden und schwachen Unter-
thanen hier eben so wenig als dort ohne Effect wird bleiben laßen.
Herr Thilo macht uns mit seinem Anhange recht viel Kummer u. Hertzeleid,
er ändert sein Gemüthe und auserliches Verhalten in Ansehung unsers Got-
tesdienstes u. der Patienten nicht im geringsten, sondern entziehet sich wohl
unserer im äuserlichen immer mehr, nachdem man seine Dienge nicht
approbieren kan. Er hat sich schon vor seiner langwierigen Fieberkranck-
heit, davon er seit einiger Zeit wieder völlig befreyet ist, an die Refor-
mierte Wittwe, die Helffensteinin und ihre älteste Tochter gehangen, in
deren Hütte er sich zum Anstoß der gemeine u. zum Versäumniß seines
Amts fast mehr als in seiner Wohnung, auch wohl zur Zeit, wenn
andere in die Betstunden u. Kirche gehen, aufhält. Bey dieser Gelegenheit
offenbahret sich diese Wittwe in //ihren// falschen Absichten deutlich, u. daß sie mehr
Gefallen an Abwegen als an dem einfältigen Wege, der uns in dem
Evangelio Christi vorgestellt wird, habe. Weil es endlich in der Vertraulig-
keit so weit kommen ist, daß Herr Thilo ihre älteste Tochter, die kein
Saltzburger in der gemeine begehren möchte, heyrathen wil, so habe
zwar der Helffensteinin die betrübte Consequenzien dieser Heyrath vorgestellt,
aber nichts bey ihr ausrichten können, weil sie ihre Tochter wohl nicht
beßer als bey Herrn Thilo anzubringen weiß. Meine Ursachen, warum
ich mich zur Copulation nicht könne brauchen laßen, habe ich ihr etliche
mahl deutlich gesagt, diese bestehen im folgenden: 1. Herr Thilo bedie-
net sich //zum// großen Anstoß der gemeine unsers Amts in keinem Stück,
sondern hält uns wohl gar vor falsche Lehrer, wie kan er denn begehren,
daß wir ihn copuliren sollen: sind wir ihnen in //der// Haupt-Sache,
womit unser Lehr-Amt zu thun hat, unnütz, ja hinderlich, warum sol-
ten wir ihm denn hierzu gut genung seyn? Er verlangt von uns
Gottes Wort nicht zu hören, u. den Seegen des Evangelii, das wir pre-
digen, zu empfangen, u. wäre es daher [...], wenn man ihn
ohne Gottes Wort u. Seegen copuliren solte. Und da wir Diener der
Gemeine sind, so dürffen wir das nicht thun, wodurch die gantze
Gemeine einen großen Anstoß bekommen würde, als die es uns selber
zu erkennen gegeben hat, daß sie es lieber sähe, wenn diese Copulati-
on nicht vor sich gienge, weil sie sich mancher Unordnung daher besorgt.
2. Ist es dem Herrn Thilo von Anfange her darum zu thun gewesen, einen
Anhang zu bekommen, er hat es bey der Kalcherin, bey der Bacherin, 2
redlichen Weibern, hernach bey der Ortmannin u. zu letzt bey der Helffen-
steinin gesucht, u. weil er diese letztere von laxen principiis
und so findet, als er 2 Schwestern in Halle gehabt, die seine pro-
phetische und Apostolische Gabe an ihm erkandt und aestimiret haben, so wolte
er sich wohl allem Ansehen nach in seinen unlautern u. gefährlichen
Absichten durch priesterliche Copulation bestätigen laßen, hernach desto freyer
agiren zu können. Der Helffensteinin hat sehr gut Mund-Werck, die Rheinlän-
derin, ein von uns wegen ihrer vielen Ärgerniße u. Ungehorsams excom-