EbenEzer in Georgien den 12 May 1749.
Hochwürdiger u. Hochgelahrter
In Christo Werthgeschätzter Herr Doctor,
 
Ist mir jemals eine Nachricht von Halle angenehm und erbaulich gewe-
sen so muß ichs von der sagen, welche Ew. Hochwürden mir in dero
geliebten Schreiben vom 9 Sept. a. p. von dem in dem lieben Waysenh.
angestellten Jubilaeo zu geben beliebt haben, welches Schreiben den 3
huius hier eingelauffen ist. Gleichwie wir unserer Gemeine aus denen
empfangenen Briefen und Nachrichten allemal das wichtigste u. erbau-
lichste in unsern Versammlungen mitzutheilen pflegen, um dadurch
ihren Glauben zu erwecken u. zu stärcken, den Unglauben aber
zu beschämen; also habe mir auch die angenehme Nachricht von
der gedachten Jubel-Feier in der gestrigen Betstunde in der Stadt,
und in der heutigen Versamlung auf den Plantationen nach Absingung
des Liedes: Man lobet dich in der Stille p. u. verrichteten Gebet so
zu Nutze gemacht, daß ich meinen l. Zuhörern, Großen u. Kleinen
die historischen und wichtigen Umstände der Anstalten des W. H. er-
zehlt, u. zugleich gezeigt habe, was der Herr nach seiner wunder-
baren Vorsehung, darinn an mir, u. meinem vorigen u. ietzigen
Herrn Collegen gethan; was der gantzen Evangel. Kirche, u. was auch
unserer Gemeine nun über 15 Jahr vor geistl. und leibl. Wohlthaten
aus dem Brünlein Gottes daselbst zu gefloßen, dafür wir ja wol
verbunden sind, uns über alles Gute, so diesem seinem großen
Wercke gantzer 50 Jahr hintereinander wiederfahren, mit dem theuersten
Herrn Directore deßelben u. andern Werthen Arbeitern daselbst hertzlich
zu freuen, u. mit Ihnen in Ein Lob des Allerhöchsten einzustimmmen;
da ohne Zweifel auch für unser EbenEzer alle Abend im Speise-
Saal von so viel hundert Seelen Fürbitte u. Dancksagung zu Gott
als ein süßes Rauchwerck bisher aufgestiegen, u. täglich aufsteiget,
(davon wir auch zu der gefährlichen u. theuren Krieges-Zeit den
Nutzen reichlich empfunden) so ist es bisher unsere Schuldigkeit ge-
wesen, auch für diese geseegnete Anstalten u. alle Lehrende u Ler-
nende hertzlich zu beten, wozu wir uns aber ietzt aufs neue
recht ermuntern laßen sollen, zu mal da unser theuerster Herr Doctor
dero Vertrauen zu uns in diesem Stück mit so schönen Worten aus-
gedrückt: „da ich weiß, daß Sie mit Ihrer Werthen Gemeine vor vielen
 
Herr Doct. Francke.