P. S. Ew. Hochwürden habe ich noch gehorsamst zu melden, daß mir Herr
Collega Rabenhorst ietzt die 10 Reichstaler, welche auf sein Begehren seinem
alten Vater als ein Geschenck gesandt worden, mit Pfund 1 und 12,6 Sterling
in meine Gemeind-Cassa gezahlt hat. Er würde es schon eher gethan
haben, wenn er erfahren hätte, daß Ew. Hochwürden die Mühe über sich
genommen, u. sie zu dieser beschwerlichen Zeit seinem Vater zahlen
lassen. Er wird ietzo wol davon selber schreiben, auch was er etwa
aufs künfftige seiner Stieff Mutter und ihrem Kindlein zu ihrer Erleich-
terung zuwenden will. Von dem Herrn P. Züblin hab ich auch die
Artzeney bezahlt bekommen, und da auch für Bücher viel Geld einge-
gangen ist, so wollte es gern durch Sr. Hochwürden Herrn HoffPrediger
Ziegenhagen an die Waysenhaus-Apotheke u. den Buchladen übermachen,
wenn ich nur dazu Gelegenheit hätte. Inzwischen wird auch wol die
Rechnung von Halle einlauffen, daraus ich werde sehen, wie viel wir
schuldig sind, und ob etwas für Eben Ezer an Liebes Gaben eingekommen,
welches zu dieser sehr kümmerlichen Zeit fast ein Wunder seyn würde.
Es hat wol der Geist Gottes Ew. Hochwürden Gemüth recht gelenckt an
Herrn Rabenhorst und mich so zu schreiben, wie Sie geschrieben haben,
welches, da mirs in der letzten Conference mit einander in guten
Vertrauen gemeinschafftlich durchgelesen, u. darüber gebetet haben, der
liebreiche Gott zu noch inniger Verbindung u. guten Vertrauen gegen ein-
ander recht mercklich gesegnet hat. Er hat seine Fehler, und mir
fehlen sie leider! auch nicht; u. also hat sich jeder täglich vor Gott
in Christi Namen zu demüthigen u. zu bitten: vergib uns, lieber Vater
im Himmel, unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben. Das
Sprüchlein Marc. XI 25 liegt mir viel im Sinn, u. ich führe auch an-
dere gern darauf. O wie wohl ist mir, wenn ich mit Gott u. Menschen
in der Versöhnung lebe! Herr R. ist ein wohlbegabter u. brauchbarer
Mann, u. ich habe Grund zu glauben u. zu hoffen, er werde je länger je
mehr in der wahren Gottseligkeit gegründet, u. dem Herrn und s. Gemeine
recht bräuchlich werden. Seine Plantage ist sehr vortheilhafft eingerichtet,
u. er wird daraus allem Ansehen nach, wo Gott seinen Segen zu seinem
Bemühen gibt, grossen Nutzen ziehen, zumal da er in oeconomischen
Sachen grosse Erfahrung erlangt. Er ist also im Leiblichen recht wohl
versorgt, hat eine christliche, kluge u. fleißige Frau, ist aber noch ohne
Kinder. Der theure Herr Senior darff nun, seitdem Herr R. die Prediger-
Plantage an sich gekaufft, mit seiner Versorgung weiter keine Mühe haben.
Den 26 Febr. 1763
 
An Herrn D. Francken.