mit dem stärksten Muth den heftigsten Martren entgegen gehen sahe,
ihr Standhaftigkeit, mit der sie dem stolzen Richter antworteten, wurde ich
nicht wenig gerührt, insonderheit wann ich dachte, du hast Jesum noch nicht so lieb,
daß du um Seinet Willen um deiner Seligkeit willen, so viel leiden könntest,
weil nicht einmal geringe Sache unterläßest, die er nicht haben will. Ich hatte
zwar ein sehnliches Verlangen eine solche Liebe zu Jesu zu bekommen, und der
Name Jesus gefiel mir unter allen Namen am besten, diejenigen Lieder
waren meine Lieblings-Lieder worinnen dieser Name am meisten vorkam.
Ich betete auch bisweilen recht ernstlich um die Regierung des Heil. Geistes, um ein rechtes frommes
Herze, und wann ich ausgebetet hatte, gerieth ich in Verlegenheit, ob dieses Gebet
auch andächtig möchte gewesen seyn; niemand hatte ich das Herz solches zu entdecken,
insonderheit, da ich über Pietisten, die sich einer besondern Heiligkeit befleißigten, deren
Gesinnung ich so gerne zu haben wünschte, so viel böses reden hörte. -
Allein die besten Vorsäze, die kräftigsten Rührungen vereitelten baldwieder
und ich fieng wieder an, wo ich es vorhin gelassen hatte. Es konnte nicht anders
seyn, als daß ich in Unarten und Bosheit, weil ich so vielen starken Rührungen wieder-
stand, //mit den Jahren// zusehends wachsen muste, ja der Vorsaz, mein Herz und Jugend-Jahre
dem Herrn zu heiligen, verschwand fast in mir ganz. Doch gieng der Gute Hirt
Jesus Christus mir immer nach, und wollte sein verirrtes Schaafg nicht ganz zu Grunde
gehen lassen. In keiner Welt-Freude konnte ich recht vergnügt seyn, und
wann ich es noch so sehr schiene, so muß ich bekennen, daß es meist angenommen-
ne - verstellte Freude gewesen war, im Herzen aber empfand, wann ich
wieder in die Stille kam große Unruhe. Aber anstatt um Aenderung des
Sinnes zu bitten, suchte ich neue Freuden in der Gesellschaft; und weil mir Vermögen
fehlte nach meines Herzens Wunsch zu leben, so suchte ich auf erlaubte und
unerlaubte Mittel solches zu erwerben. Eine allzu strenge Zucht, die meine
Mutter ausübte, verleitete mich zu vielen andern Sünden; ich pflegte zum Exempel,
weil ich empfindlich vonihr derselben gestraft wurde, wann ich nicht immer d einer
der Obersten in der Klasse war, mit Lügen sie zu berichten, dieses konnte aber
ihr Standhaftigkeit, mit der sie dem stolzen Richter antworteten, wurde ich
nicht wenig gerührt, insonderheit wann ich dachte, du hast Jesum noch nicht so lieb,
daß du um Seinet Willen um deiner Seligkeit willen, so viel leiden könntest,
weil nicht einmal geringe Sache unterläßest, die er nicht haben will. Ich hatte
zwar ein sehnliches Verlangen eine solche Liebe zu Jesu zu bekommen, und der
Name Jesus gefiel mir unter allen Namen am besten, diejenigen Lieder
waren meine Lieblings-Lieder worinnen dieser Name am meisten vorkam.
Ich betete auch bisweilen recht ernstlich um die Regierung des Heil. Geistes, um ein rechtes frommes
Herze, und wann ich ausgebetet hatte, gerieth ich in Verlegenheit, ob dieses Gebet
auch andächtig möchte gewesen seyn; niemand hatte ich das Herz solches zu entdecken,
insonderheit, da ich über Pietisten, die sich einer besondern Heiligkeit befleißigten, deren
Gesinnung ich so gerne zu haben wünschte, so viel böses reden hörte. -
Allein die besten Vorsäze, die kräftigsten Rührungen vereitelten bald
und ich fieng wieder an, wo ich es vorhin gelassen hatte. Es konnte nicht anders
seyn, als daß ich in Unarten und Bosheit, weil ich so vielen starken Rührungen wieder-
stand, //mit den Jahren// zusehends wachsen muste, ja der Vorsaz, mein Herz und Jugend-Jahre
dem Herrn zu heiligen, verschwand fast in mir ganz. Doch gieng der Gute Hirt
Jesus Christus mir immer nach, und wollte sein verirrtes Schaaf
gehen lassen. In keiner Welt-Freude konnte ich recht vergnügt seyn, und
wann ich es noch so sehr schiene, so muß ich bekennen, daß es meist angenommen-
ne - verstellte Freude gewesen war, im Herzen aber empfand, wann ich
wieder in die Stille kam große Unruhe. Aber anstatt um Aenderung des
Sinnes zu bitten, suchte ich neue Freuden in der Gesellschaft; und weil mir Vermögen
fehlte nach meines Herzens Wunsch zu leben, so suchte ich auf erlaubte und
unerlaubte Mittel solches zu erwerben. Eine allzu strenge Zucht, die meine
Mutter ausübte, verleitete mich zu vielen andern Sünden; ich pflegte zum Exempel,
weil ich empfindlich von
der Obersten in der Klasse war, mit Lügen sie zu berichten, dieses konnte aber