Wille und meiner Seeligkeit zuträglich wäre: so möchte er das Herz meiner
Eltern lenken, daß sie meine Bitte statt finden ließen. Endlich, nach-
dem ich 11 Jahr alt //war// lies sich mein Vater bewegen mir zu erlauben un-
sere große Schule so lange zu besuchen bis ich confirmirt und zum heil.
Abendmahl gewesen wäre. Ich war damit zu frieden, hatte aber das Vertrauen
zu Gott, er würde gegen die Zeit schon weiter Rath schaffen, worum ich ihn
auch täglich bath. Diese ersten 6 Schuljahre wurden mir sehr sauer. Mein
Vater gab mir nicht nur nicht gern, was ich nöthig hatte an Kleidung
und Bücher: sondern brauchte mich auch zu allerley Arbeit, und benahm
mir die Zeit, die ich auf das memoriren und elaboriren hätte wenden
sollen. Hiebey hatte mein Vater eine doppelte Absicht, einmal mir das
studiren verdrießl. zu machen, damit ich desto eher davon ablaßen möchte
zum andern mich an die Arbeit zu gewöhnen, damit sie mir nach
zwey oder drey Jahren, wenn er mich aus der Schule zu nehmen beschlos-
sen hatte nicht was ungewohntes seyn möchte. In alle diesem handelte mein
Vater nicht gar zu unrecht: denn er glaubte ich wolte nur studiren um mehr
zu seyn als meine Nachbar Brüder und Nachbars Kinder, von denen ich mich
in Absicht des lernens von Anfang an unterschieden hatte. Nun war die Zeit
da, daß mein Vater mich aus der Schule behalten wolte, wenigstens redete er
noch immer davon: aber es geschah, daß unser Rector Kneisel einen Actum
aufführete, wo ich auch eine Rede zu halten hatte. In derselben gefiel ich den
anwesenden Personen so wohl, daß sie mich vor meinem Vater lobeten:
und er wurde bewogen, mir nun völlig das studiren zu erlauben, war
mir auch nach diesem im geringsten nicht mehr hinderlich. In dieser Rede
handelte ich von der ersten Reise der Engländer nach Cudelur und
Madras und erzählte, was dabey vorgefallen sey. Sechs Jahr besuchte ich die
Colbergischer Schule bis ich 1760 da ich 17 Jahr alt war unter vieler Angst
durch die starke Werbung verursacht wurde auf die Universitaet nach Halle
ging. Hier habe ich in der Theol. zu meinen Lehrern gehabt den sel. HErrn
Dr. Michaelis, bey dem ich Haebraica über den Jesaiam u Jeremiam gehört habe
den HErrn Dr. Knapp, bey dem ich Dogmatic. Polemic. und Moral. den HErrn
Dr. Semler bey dem ich den ersten Theil der Dogmatic. die Hermeneutic. und
ein Exegeticum über die Epistel an die Haebräer. den HErrn Professor Freylings-