teten; aber gleichwohl war ich nunmehro schon fester in der
Wahrheit gegründet, also daß sie mit ihrem Lästern nichts
mehr ausrichteten, als daß sie mich nur desto inniger
zu Gott trieben. Denn meine Seele hatte in Gott schon
so viel Süßigkeit und Freude geschmecket, daß sie nunmehro
nicht nur allein die Lust dieser Welt verleugnen, sondern
auch deßen Haß und Verachtung gantz willig erdulden
konte. Nunmehro endigte sich die Führung meines getreuen
Freundes. ich wurde aber nicht von der Hand Gottes verlas-
sen, die mich in Gnaden ergriffen, und auf den Weg des
Lebens geführet hatte; sondern wurde in dem Guten im-
mer weiter fortgeleitet. Ich führete ein stilles und einge-
zogenes Leben, ging täglich in tiefen Betrachtungen,
betete und ließ die Betrachtung göttlichen Wortes meine
stete Lust und Freude sein. Da gedachte ich erst recht an die
Worte, die meine seelige Mutter auf ihren Todtbette zu
uns Kindern gesprochen, daß wir nehmlich ihren gesamle-
ten Schatz in der Bibel suchen solten. Dahero vermahnete ich
auch alle meine Schwestern durch Brieffe, sie solten dem Wil-
len unserer Mutter nachkommen, und mit mir fleißig
in Gottes Wort nach den himmlischen Schätzen forschen.
Aber jemehr Krafft und Gnade mir Gott wiederfahren
ließ, je hefftiger setzete sich die Welt wieder mich, zu
mahl da ich nun mehro auch anfing, ihr sündliches Wesen,
und ihr heuchlerisches Schein-Christenthum zu bestraffen.
Als ich aber einige Zeit in dem Genuß der empfindlichen
Gnade Gottes gestanden, und darinnen manchen Sieg
wieder den Teuffel die Welt und meinen sündlichen
Fleisch und Blut erhalten hatte; siehe, so gingen erst die
allerhärtesten Versuchungen recht an, und wurde von Gott
gleichsam wie verlaßen, in dem ich seine tröstliche Gemein-
schafft in meiner Seele nicht mehr empfinden konte; hinge-
gen sahe ich bey mir und bey allen Menschen, nichts als