lauter Jammer, Elend und Hertzeleid. Da gingen
mir erst die Augen auf, das tieffe Verderben der Men-
schen Kinder einzuschauen, und muste mich höchlich verwun-
dern eines theils über die große Langmuth Gottes, daß
er über die gottlose Welt mit so vielen Verschonen re-
giere, und nicht so bald nach Gerechtigkeit strafete. Andern
theils aber über die große Boßheit der Menschen, daß sie
bei ihren Elende noch so stoltz, frech, und sicher sein könten.
Vor innersten Betrübniß meines Hertzens konte ich mit
niemand reden, hatte auch nicht eine Seele, der ich meinen
Zustand des Hertzens hätte können recht offenbahren,
in dem ein jedweder meinete, es wäre nur eine blos-
se Melancholie, die da müste durch Lustigkeiten vertrieben
werden. Mir eckelte vor allen Dingen in der Welt,
und kunte in nichts meine Ruhe und mein Vergnügen
finden. Meine Praeceptores sahen mich einher gehen in
großen Betrübnißen, und in Abmattung meines Leibes,
also, daß sie sich //in mir// nicht zu finden wusten: Gleichwohl aber
liebeten sie mich mehr, als ich es meritirete. Als ich aber
gantze 9 Monat in großer Betrübniß meines Hertzens
gestanden und durch Ringen und Kämpffen von Gott
wohl geprüfet und geläutert worden; so fing wieder-
umb das erfreuliche und tröstliche Licht des heiligen
Evangeliian in meiner Seele auf zu gehen, und wur-
de in eine rechte evangelische Freudigkeit gesetzet,
jedoch hatte ich nun mehro mit mir selber zu kämpf
fen, in dem ich nicht wuste, ob es wohl ratsam
wäre, daß ich bei dem Studio Theologico bliebe, beydes
in Erwegung der sehr schweren Verantwortung als
auch des sehr großen Verderbens, so ich dazumahl in
dem Lehrstande gewahr wurde. Aber gleichwohl über
wand ich auch diese Anfechtung und gedachte, daß eben
deßwegen sehr nöthig wäre Theologiam zu studiren,weil
mir erst die Augen auf, das tieffe Verderben der Men-
schen Kinder einzuschauen, und muste mich höchlich verwun-
dern eines theils über die große Langmuth Gottes, daß
er über die gottlose Welt mit so vielen Verschonen re-
giere, und nicht so bald nach Gerechtigkeit strafete. Andern
theils aber über die große Boßheit der Menschen, daß sie
bei ihren Elende noch so stoltz, frech, und sicher sein könten.
Vor innersten Betrübniß meines Hertzens konte ich mit
niemand reden, hatte auch nicht eine Seele, der ich meinen
Zustand des Hertzens hätte können recht offenbahren,
in dem ein jedweder meinete, es wäre nur eine blos-
se Melancholie, die da müste durch Lustigkeiten vertrieben
werden. Mir eckelte vor allen Dingen in der Welt,
und kunte in nichts meine Ruhe und mein Vergnügen
finden. Meine Praeceptores sahen mich einher gehen in
großen Betrübnißen, und in Abmattung meines Leibes,
also, daß sie sich //in mir// nicht zu finden wusten: Gleichwohl aber
liebeten sie mich mehr, als ich es meritirete. Als ich aber
gantze 9 Monat in großer Betrübniß meines Hertzens
gestanden und durch Ringen und Kämpffen von Gott
wohl geprüfet und geläutert worden; so fing wieder-
umb das erfreuliche und tröstliche Licht des heiligen
Evangelii
de in eine rechte evangelische Freudigkeit gesetzet,
jedoch hatte ich nun mehro mit mir selber zu kämpf
fen, in dem ich nicht wuste, ob es wohl ratsam
wäre, daß ich bei dem Studio Theologico bliebe, beydes
in Erwegung der sehr schweren Verantwortung als
auch des sehr großen Verderbens, so ich dazumahl in
dem Lehrstande gewahr wurde. Aber gleichwohl über
wand ich auch diese Anfechtung und gedachte, daß eben
deßwegen sehr nöthig wäre Theologiam zu studiren,