Cantzel. In die Kirche ging ich unter großer
Angst meines Hertzens, und waren mir alle
Steine auf der Straßen, wie feurige Kohlen, wel-
ches continuirte, biß ich auf die Cantzel stieg,
da ich /nach hiesiger Gewohnheit/ auf der Cantzel-
Treppe gar hertzlich u. beweglich zu Gott seuffzete
u. Ihn bathe, mich doch dieß erstemahl um seines
Namens willen zu stärcken, und mir Muth und
Freudigkeit zu geben. Mein Hertz fühlete es recht,
daß mein demüthiges Seuffzen erhöret war.
Und wie ich auf die Cantzel trat, so war es nicht
anders, als ob ich einen bleyernen Priester-
Rock getragen hätte, der nun auf einmahl
von meinen Schultern weggefallen wäre.
Ich fieng mit großer Freudigkeit meine Predigt
an, und legte sie auch mit derselben ab.
Es war ein sehr großer Zulauff des
Volcks so wohl, als der Vornehmen von Hoff,
und war alles in solcher attention und
Stille die gantze Predigt durch, daß man sagt,
man wiße sich nicht zu erinnern, daß es
so stille in der Schloß-Kirche gewesen, son-
derl. unter den Cavaliers. Denn die stehen
außer der Capelle auf einer Gallerie und se-
hen nur durch die durchgebrochenen Fenster in die
Kirche hinein, dahero unter ihnen oft ein
sehr großer Lermen und Rumor gewesen, daß
man auch in der Kirchen oft den Prediger nicht
hat verstehen können. Ich habe auch keinen Menschen
weder miteinander plautern, noch schlafen se-
hen, sondern es war eine solche ungewöhnliche
attention, daß ich dergleichen in Halle niemals
gesehen. Ohne nur 2 leichtsinnige Frauen-Zimmer,
die gleich vor mir saßen, haben oft zusammen
geredet, und gelachet, daß ich mich kaum halten
kon