eigen machte. Item Allein zu dir Herr Jesu Christ p Ich fastete
oft heimlich, und fieng an, die Knie //re//cht oft vor Gott zu
beugen. Des Kempisii, wie auch Arnds Paradißgärtleins
bediente mich fleissig. Ich bekam bald hernach einige Beru-
higung, fieng aber immer wieder an zu zweifeln, ob Gott mich
noch zu Gnaden annehmen wolle. Ja ich kan mich nicht genug
wundern, wie ich mich auch eine lange Zeit mit dem heim-
lichen Zweifel tragen könne, ob gehe Gottes Gnade nur das
Isräelitische Volck, nicht aber andere Völcker an. Ich fand
grosse Ruhe, wann ich konte weinend beten, und bekam eine
recht Gefühl von der grossen Majestaet Gottes. Wann ich einen
kräftigen Spruch hörete, so gieng mirs durch Marck und
Bein. Gott verbarg mir aber den Trost, und die Überzeu-
gung dessen, woran ich zweifelte, noch lange Zeit; bis
es ihm gefiel, mich seiner Gnade in Christo Jesu mehr
und mehr recht völlig zu versichern. So daß ich anstatt
des Flehens lauter Lob und Dancklieder früh und spat
im Mund hatte; insonderheit den vers: Wie bin ich
doch so hertzlich froh
p aus dem Liede: Wie schön leuchtet p
Welcher vers mir süsser schmeckte als Honig und Honig-
stein. Es war da völliger Sieg über die Sünde, und
die Empfindung der Gnade währte eine lange Zeit.
Ich unterließ aber hernach nur allzuviel das rechte
Wachen und beten, in Meinung, es sey schon alles gut.
Darum wurde wieder ziemlich sicher. Indessen kam
nach Giessen auf die Universitaet, nebst 2. meiner Brüder.
Die Begierde zu Gottes Wort blieb, aber nur oben hin.
Deshalben wurde mehrmahls wieder zu vorigen Sünden hin-
gerissen, darüber ich einmahl sehr tief gebeuget wurde, occa-
sione des Spruchs: Wilt du dich Isräel bekehren p Jer. 4,1. Ein
Jahr lang war hernach wieder zu Hause, da ich immer
wieder sehr unverständig war, meine Seligkeit recht
zu schaffen. In eben dem Jahr legte mich Gott nieder an einem
Fieber, da ich mich erinnere, daß eine grosse Furcht des Todes