bey mir war. Anno 1730. kam ich wieder nach Giessen, und
blieb da bis 1732. im Herbst, mithin zusammen in Studio Juris
3 1/2 Jahr.
Das andere mahl dachte Gott besonders mit grosser Erbarmung
an mich, bey meinen letztern Auffenthalt in Giessen, und
zwar anno 1731. und brauchte sonderlich dazu des sel.
Herrn Dr. Rambachs mündlich und schriftlichen Vortrag, den ich daher
auch unbeschreiblich lieb gewann. Seine Predigten, wie auch
horam asceticam des Sontags besuchte ich ohnausgesetzt. Da hat
mich Gott von Grund aus aufs neue in die Busse geleitet,
und unter vielem Kniebeugen, flehen und Thränen
mir abermahl aus allem meinem Jammer geholffen,
und die Versicherung seiner Gnade unter sonderlichen Liebes-
Erweisungen geschenckt. Da ist mir Gottes Wort noch viel
schmackhafter worden, dann zuvor. Und da es mir nun täglich
eine rechte Speiseung und Labung wurde, so war das mein lieb-
ster Zeitvertreib, die kräftigen Sprüche bey der täglichen Lesung
mir in ein besonderes Buch unter gewisse rubriquen ein-
zuschreiben. Hiernächst wurde mir Arnds Wahres Chri-
stenthumb auch recht lieb. Und da mir Gott solche Süs-
sigkeit in seinem Wort entdeckte, so entstund bey mir
oft ein gros Verlangen nach dem Studio Theologiae,
welches ich jedoch immer wieder vorbey gehen ließ, in Mei-
nung, es sey nun damit zu spat.
Ich kan nicht vergessen, wie Gott, so wohl bey vorgedachter,
als auch dieser Erweckung, und nachher, mich mannichmal
nach grosser Unruhe, Angst und Bekümmerniß, bey manchen
Worten und kräftigen Sprüchen oder Gesängen, oder
ohnvermuthet mit so grossem Trost und Versicherung der
Gnade erfüllet, daß ich nicht weiß, wie mir geschehen.
Dieses ist mir sonderlich wiederfahren unter dem Voran-
gezogenen vers: Wie bin ich doch so hertzlich froh p Wie auch
einmahl unter den Worten: Herr, tröst mir meine Gemüthe p
aus dem 3ten. vers des Liedes: Ach Herr mich armen Sünder p
Item bey dem Spruch: Niemand hat grössere Liebe p, So