Ihm von nun an mein Hertz zu ergeben. Aber so hurtig
ich im Versprechen war, so langsam war ich im Halten. Anstatt
der Ubergabe des Herzens an Gott, übergab ich mich dem
Hochmuts-Teufel. Ich dachte, nun must du auch dafür recht
fleißig seyn, stand deßwegen des Morgends früh auf, auch
wohl des Sontags, und studirte. Ich bekahm ferner eine in-
formation bei vorgedachten Syndico da ich täglich die Tochter
ein Stunde informirte im Schreiben und Rechnen, u. bekahm
Jährlich 12 Reichstaler und wöchentl. einen Tisch, und wurde auch in andern
Stücken von Gott mit Wohlthaten überhäufft, sonderlich da ich
bei Jemand freie Stube hatte, Holtz, Aufwartung p. Aber
nun meinte ich dem Glücke im Schoße zu sitzen und dachte
wenig an Gottes Güte, die mich zur Buße leiten wolte.
Doch die vorige Unruhe kahm wieder, u ich hatte inHalle //Custrin//
keine Ruhe. Ich hatte es im äußern sehr guth. Aber keine
Ruhe war in meiner Seelen. Ich solte auf die Universi-
taet gehen, aber ich wolte noch erst auf die Schule des
Waisenhauses. Mit dem Vorsatze reisete ich von Custrin.
Eine Pastorin mit Nahmen Schwartzin both mir an, mich
frey nach Berlin mit ihrem Sohn fahren zu laßen. Ich reisete
zu ihr mit ihrem Sohne. Da erfuhr ich eine besondere Probe
der Göttl. Vorsehung. Ich ließ mich bewegen eine Flinte
zu nehmen u gieng aus damit zu schüßen. Als ich
loßschüßen wolte, so verfehlte die Flinte, ich machte immer
mehr Pulver darein. Wenn ich aber loßschüßen wolte,
so verfehlte sie, oder wie man redet sie sagte mir
ab. Endlich nahm ich die Flinte u gab sie dem Manne
wieder, u erzehlte ihm, wie es mir mit der Flinte
ergangen. Als er es hörte u denn auch die Flinte besahe
u gewahr //wurde// wie sie halb voll Pulver war: So erschrack
er, u sagte, wenn sie loßgegangen wäre: so hätte
mein Leben eingebüßet oder doch großen Schaden er-
litten. Er könne es nicht begreifen, wie die Flinte nicht
loßgehen wollen. Aber Gott hatte es verhindert.
ich im Versprechen war, so langsam war ich im Halten. Anstatt
der Ubergabe des Herzens an Gott, übergab ich mich dem
Hochmuts-Teufel. Ich dachte, nun must du auch dafür recht
fleißig seyn, stand deßwegen des Morgends früh auf, auch
wohl des Sontags, und studirte. Ich bekahm ferner eine in-
formation bei vorgedachten Syndico da ich täglich die Tochter
ein Stunde informirte im Schreiben und Rechnen, u. bekahm
Jährlich 12 Reichstaler und wöchentl. einen Tisch, und wurde auch in andern
Stücken von Gott mit Wohlthaten überhäufft, sonderlich da ich
bei Jemand freie Stube hatte, Holtz, Aufwartung p. Aber
nun meinte ich dem Glücke im Schoße zu sitzen und dachte
wenig an Gottes Güte, die mich zur Buße leiten wolte.
Doch die vorige Unruhe kahm wieder, u ich hatte in
keine Ruhe. Ich hatte es im äußern sehr guth. Aber keine
Ruhe war in meiner Seelen. Ich solte auf die Universi-
taet gehen, aber ich wolte noch erst auf die Schule des
Waisenhauses. Mit dem Vorsatze reisete ich von Custrin.
Eine Pastorin mit Nahmen Schwartzin both mir an, mich
frey nach Berlin mit ihrem Sohn fahren zu laßen. Ich reisete
zu ihr mit ihrem Sohne. Da erfuhr ich eine besondere Probe
der Göttl. Vorsehung. Ich ließ mich bewegen eine Flinte
zu nehmen u gieng aus damit zu schüßen. Als ich
loßschüßen wolte, so verfehlte die Flinte, ich machte immer
mehr Pulver darein. Wenn ich aber loßschüßen wolte,
so verfehlte sie, oder wie man redet sie sagte mir
ab. Endlich nahm ich die Flinte u gab sie dem Manne
wieder, u erzehlte ihm, wie es mir mit der Flinte
ergangen. Als er es hörte u denn auch die Flinte besahe
u gewahr //wurde// wie sie halb voll Pulver war: So erschrack
er, u sagte, wenn sie loßgegangen wäre: so hätte
mein Leben eingebüßet oder doch großen Schaden er-
litten. Er könne es nicht begreifen, wie die Flinte nicht
loßgehen wollen. Aber Gott hatte es verhindert.