Mein lieber Bruder //Backe// entdeckte mir gleich sein Verlangen,
welches darinn bestund: Wir wolten uns nun beyde erwe-
cken, und zu dem Ende uns auch öfters im Gebeth ermuntern.
Anstatt daß nun mein Hertz sich bewegen laßen //solte//sich der
sehr brüderlichen Erinnerung zu folgen: So gerieth //in// einen Unwillen
und antwortete ihm: Herr Backe thun sie was sie wollen. Wir
erweckten uns hernach wohl zum Studiren aber nicht mehr
zum Gebeth. Und in diesem Zustande blieb ich in dem ersten
halben Jahr. So oft ich in die Beth-Stund des Sonnabends
gieng, sonderlich wenn Herr Pastor Weise sie hielt: So
oft wurde aufs neue angegriffen. Ich plagte mich aber,
weil ich den Liebes-Zügen Gottes nicht gehorsam werden wolte,
noch immerhin mit meiner Unruhe und herznagenden Beküm-
merniß. Ich dachte beständig, fast täglich: Anders muß es
mit dir werden, weil du die Wiedergeburt noch nicht an
deinem Herzen erfahren. Weil ich aber von der greulichen Menschen-
furcht so geplagt wurde, und einige Stricke, womit ich ge-
bunden, nicht wolte zerreißen laßen: So wurde aus allen
guten Bewegungen und Vorsätzen nichts. Ich konte auch wenn
mich Jemand frug nichts antworten, sondern verstummete. Heucheln
wolte ich nicht, u was Gutes war in mir noch nicht. Deß-
wegen als ich einmal zum HErrn Diacono Niemeier kahm wegen
der Abend Inspectantz und er sehr freundlich frug, wie es in
meinem Gemüth aussehe: So konte nicht eine Sylbe darauf
antworten. Ich gieng in diesem Zustande auch nicht zum heil.
Abendmal, weil ich wuste, daß ich es zum Gerichte genöße
wenn ich in dem Zustande hinzugienge. O wie beuget mich
diese Hartigk[ei]t des Hertzens, mit der ich noch täglich zu
kämpfen habe. Im zweyten halben Jahre zog Herr Hinden-
burg zu uns, in dem er seit einiger Zeit eine Liebe zu
welches darinn bestund: Wir wolten uns nun beyde erwe-
cken, und zu dem Ende uns auch öfters im Gebeth ermuntern.
Anstatt daß nun mein Hertz sich bewegen laßen //solte//
sehr brüderlichen Erinnerung zu folgen: So gerieth //in// einen Unwillen
und antwortete ihm: Herr Backe thun sie was sie wollen. Wir
erweckten uns hernach wohl zum Studiren aber nicht mehr
zum Gebeth. Und in diesem Zustande blieb ich in dem ersten
halben Jahr. So oft ich in die Beth-Stund des Sonnabends
gieng, sonderlich wenn Herr Pastor Weise sie hielt: So
oft wurde aufs neue angegriffen. Ich plagte mich aber,
weil ich den Liebes-Zügen Gottes nicht gehorsam werden wolte,
noch immerhin mit meiner Unruhe und herznagenden Beküm-
merniß. Ich dachte beständig, fast täglich: Anders muß es
mit dir werden, weil du die Wiedergeburt noch nicht an
deinem Herzen erfahren. Weil ich aber von der greulichen Menschen-
furcht so geplagt wurde, und einige Stricke, womit ich ge-
bunden, nicht wolte zerreißen laßen: So wurde aus allen
guten Bewegungen und Vorsätzen nichts. Ich konte auch wenn
mich Jemand frug nichts antworten, sondern verstummete. Heucheln
wolte ich nicht, u was Gutes war in mir noch nicht. Deß-
wegen als ich einmal zum HErrn Diacono Niemeier kahm wegen
der Abend Inspectantz und er sehr freundlich frug, wie es in
meinem Gemüth aussehe: So konte nicht eine Sylbe darauf
antworten. Ich gieng in diesem Zustande auch nicht zum heil.
Abendmal, weil ich wuste, daß ich es zum Gerichte genöße
wenn ich in dem Zustande hinzugienge. O wie beuget mich
diese Hartigk[ei]t des Hertzens, mit der ich noch täglich zu
kämpfen habe. Im zweyten halben Jahre zog Herr Hinden-
burg zu uns, in dem er seit einiger Zeit eine Liebe zu