Seegenswünschen der Anwesenden entlassen. Nach dieser öffentlichen Versammlung, welche am
28ten. October statt fand, u. von der dem englischen Publikum eine ausführliche Mittheilung in The
Proceedings oft he Church Missionary Society on Tuesday October 28, 1817 on occasion of the Depart-
ure of Missionaris to Western Africa, the Mediterranian Madras et Travancore et Ceylon ist
gegeben worden. – verließen wir London am 13.ten December abends in der Postkutsche u. gingen
nach Gravesand, wo wir uns am 15ten. einschiften in der Gesellschaft von fünf englischen Amtsbrüdern
an Bord des englischen Schiffes Vittoria Kapitain Dudman. Wir segelten denselben Tag u. erreich-
ten Deal den 17ten woselbst wir ankerten u. das Schiff völlig zur Reise zubereitet wurde. Hier wurden
wir nach einigen Tagen noch von zwey unserer englischen Freunde besucht. Wir wurden bald von der See-
krankheit angefochten, welches wir aber Gott sey Dank in wenigen Tagen überstanden hingegen einige un-
serer Freunde sich lang damit quälen mußten. Nachdem wir ein Anker welches beym Aufwinden brach
vom Lande ersetzt hatten verließen wir am 20ten Dec. Deal u. segelten in den Canal ein. Wir
waren sechs Missionarien an Bord, von welchen drey verheyrathet,wovon u. ich u. meine l. Frau die
einzigen Deutschen waren. Vier1 warenals für Ceylon Herr Backer nach Travancore u. wir nach Madras
bestimmt. Wir trafen sobald es sich thun ließ die Einrichtung daß jeden Sontag auf dem Vordecke
zwey von uns dem Gottesdienst vorstehen sollten. Und für unsere tägliche besondere Beschäftigung
wählte sich ein jeder von uns eine gewiße Anzahl Matrosen, die von ihm im Lesen, Buchstabieren
u. Schreiben //täglich// unterrichtet wurden, wo zugleich auch manche schickliche Gelegenheit gefunden wurde ein
Wort der Ermahnung u. Aufmunterung zu sagen, oder sie wegen ihres Fluchens u. Schwürens ernsthaft zu
verweisen. Nebst diesem hatten wir jeden Abend Gebet in der Cuddy oder großen Kayüte, wo jeder
gegenwärtig seyn konnte der es wollte. Am Ende eines jeden Monaths wurde des Herrn Gedächtniß
gefeyert durch den Genuß des heiligen Abendmals. Bey gutem Wetter wurde unsere Zeit
treulich für unsere Studium verwand. Einer von uns der früher besonders Medezin studirte,
hatte die Verbindlichkeiten des Schiffs Arztes auf sich genommen u. war in der Eigenschaft an
Bord. Wir hatte zwey Kayüten für uns, eine~s war für unsrer Wohn u. die andere für die Schlaf-
Stube eingerichtet, beyde Stubenthüren öfneten sich nach der großen Kayüte, welche der Speisesaal
fürjed zwanzig Personen an der Zahl täglich zum Mittageßen war~~ bereitet war.
28ten. October statt fand, u. von der dem englischen Publikum eine ausführliche Mittheilung in The
Proceedings oft he Church Missionary Society on Tuesday October 28, 1817 on occasion of the Depart-
ure of Missionaris to Western Africa, the Mediterranian Madras et Travancore et Ceylon ist
gegeben worden. – verließen wir London am 13.ten December abends in der Postkutsche u. gingen
nach Gravesand, wo wir uns am 15ten. einschiften in der Gesellschaft von fünf englischen Amtsbrüdern
an Bord des englischen Schiffes Vittoria Kapitain Dudman. Wir segelten denselben Tag u. erreich-
ten Deal den 17ten woselbst wir ankerten u. das Schiff völlig zur Reise zubereitet wurde. Hier wurden
wir nach einigen Tagen noch von zwey unserer englischen Freunde besucht. Wir wurden bald von der See-
krankheit angefochten, welches wir aber Gott sey Dank in wenigen Tagen überstanden hingegen einige un-
serer Freunde sich lang damit quälen mußten. Nachdem wir ein Anker welches beym Aufwinden brach
vom Lande ersetzt hatten verließen wir am 20ten Dec. Deal u. segelten in den Canal ein. Wir
waren sechs Missionarien an Bord, von welchen drey verheyrathet,
einzigen Deutschen waren. Vier1 waren
bestimmt. Wir trafen sobald es sich thun ließ die Einrichtung daß jeden Sontag auf dem Vordecke
zwey von uns dem Gottesdienst vorstehen sollten. Und für unsere tägliche besondere Beschäftigung
wählte sich ein jeder von uns eine gewiße Anzahl Matrosen, die von ihm im Lesen, Buchstabieren
u. Schreiben //täglich// unterrichtet wurden, wo zugleich auch manche schickliche Gelegenheit gefunden wurde ein
Wort der Ermahnung u. Aufmunterung zu sagen, oder sie wegen ihres Fluchens u. Schwürens ernsthaft zu
verweisen. Nebst diesem hatten wir jeden Abend Gebet in der Cuddy oder großen Kayüte, wo jeder
gegenwärtig seyn konnte der es wollte. Am Ende eines jeden Monaths wurde des Herrn Gedächtniß
gefeyert durch den Genuß des heiligen Abendmals. Bey gutem Wetter wurde unsere Zeit
treulich für unser
hatte die Verbindlichkeiten des Schiffs Arztes auf sich genommen u. war in der Eigenschaft an
Bord. Wir hatte zwey Kayüten für uns, eine~s
Stube eingerichtet, beyde Stubenthüren öfneten sich nach der großen Kayüte, welche der Speisesaal
für
Wenn Wetter u. Winde begünstigt hatte wir bald den Canal durch laufen u. fuhren am
22ten. Dec. das Aeußerste der englischen Küste. Wir segelten mit heftigem Sturme in die Bay von
Biscaia ein, u. die Nacht des 22 Dec. wurde für uns äußerst beschwerlich indem der Sturm zu-
nahm u. die Wellen, welche ohnehin hier wie bekannt, sehr hoch u. schwer sich wälzen, donnerten so
heftig ans Schiff u. warfen es wie einen Spielball umher, daß wir in unserem Bett uns haltend
kaum aushalten konnten; aber noch unangenehmer war es, daß da unsere Fenster-Kasten nicht
ganz dicht aufgezimmert waren, das Waßer heftig in Güßen durchdrang u. bald unser Bett anfüllte,
t unsere eine Stube unbewohnbar machte u. uns nöthigte in die andere zu seyn, wo wir von unserer
Sophabettstelle den besten Gebrauch machten. Zwey traurige Nächte und drey Tage verlebten wir so
im heftigen Sturm. Alle Sachen selbst die festgebundenen wurden los gerißen u. unter ein-
ander geworfen; keiner konnte auf seinem Stuhl sitzen, sondern wir alle die am Mittagessen theil
nahmen konnten u. wollten mußten uns auf einem Seegel an der Erde ausgebreitet setzen; u. auch
da wurde oft der Eine nach der anderen Seite auf den Andern geworfen, der dann mit einem
zerbrochenen Teller u. ohne Suppe zurückkehrte und sich freute wenn er nur wieder ankerfest saß.
Solche Scenen, wie diese gaben oft zu dem lautesten Gelächter unter den andern Passagieren anlaß
Und in der That so beschwerlich das Ganze für uns war, man konnte sich des Lächelns oft kaum ent-
halten, wenn einer der gerade im Begriff war sich seines Glases Weines u. seiner Suppe gut schmecken
lassen wollte, wurde unerwartet von beyden beraubt u. sah sich mit unzufriedenen Blicken nach dem
endlichen Loos des herumfallenden Tellers u. Glases um indem er nur bemüth seyn muste seinen
Platz zu behaupten, der ihm durch des Schiffes Schwanken //oft// auf’s äußerste streitig gemacht wurde.
Viele Sachen wurden an diesem Tage zerbrochen u. der Capitain selbst gestand, daß er zum ersten
Male eine solche heftige Bewegung des Schiffes beywohne; es war nur Einer unter allen Anwesen-
den, der es mit Etwas dem gleichkommend vergleichen konnte. Wir dachten oft das Schiff würde in
den Abgrund hinabgeworfen. Da wir nicht gehen oder auf einem Stuhle sitzen konnten, so brachten
wir diese drey Tage auf dem Sopha Bettstellezu liegend zu; u. es war eine Wohlthat für uns, daß
diese heftige Bewegung uns so ermüdete, daß wir uns immer zum Schlafe geneigt fühlten u. immer
schlafen konnten; wenn es uns nur die Bewegung des Schiffes zuließ. Am 24ten. des Abends konnte ich
mit meiner Frau einen Weihnachtsgesang anstimmen u. uns unsers Gottes im Sturm erfreuen
Ihn preisend, daß Er Mensch wurde! Nachdem uns eine Zwischenzeit //v.// gutem Wetter vergönnt
wurde gewesen war, welche einige Tage gewähret hatte, fing der Sturm wieder an, u. bey gemäßigten
Seegeln trieb er uns einem Pfeile gleich, durch die schäumenden u. donnernden Wellen, u. verur-
sachte uns wieder drey Tage hindurch solche Beschwerden, wie ich sie oben berührte. Der Herr war nicht
im Sturme so; nicht in der hoch sich hebenden und tief hinab sich stürzenden Welle so; wie er dem stillen
anbetenden ihn liebenden Herzen sich offenbahrte; - der Sturm währete fort bis zum letzten
Tage im Jahre. Da schickte sich die Natur an zum Frieden. Am 1ten Janr. 1818 war es angenehmes
u. bedeutend wärmeres Wetter, welches uns auf‘s Verdeck lockte. Ein Sonnenstrahl der aus finstren
Regenwolken blickte u. mit einem Male alles um uns her aufklärte, zog gleich einen Vorhang
die Nebelwolken hinweg u. wir sahen zu unserem Erstaunen mit einem Male dicht vor uns die großen
Himmel anragenden, uralten Felsen, welche die Insel Madera umgeben. Ein jeder stand u. sah u. konnte
sein Auge nicht sätigen an dem Ehrfurcht erweckenden Anblick. Wir trieben die ganze Nacht,mehr wegen
einer Windstille nahe am Lande umher, und konnten weder vom Ruder noch von Seegeln Gebrauch machen. Das
hätte beynahe Besorgniße erweckt; doch der Herr des Himmels u. des Meeres war ja mit uns! Am nächsten
Morgen begünstigte uns der Wind u. schwellte bald unsere Seegeln, so daß das Schiff durchs Waßer rauschte
u. in jeder Stunde mehr als sieben englische Meilen lief. Am 3ten. Janr. sahen wir in weiter Ferne den
Pik von Teneriffa, der über die Wolken hervorragte, u. da es klares Wetter war, einen schönen Ausblick
darboth. Am nächsten Sontage waren wir der Insel Tenneriffa sehr nahe, nur eine Windstille hinderte
uns im Einlaufen, welches den nächsten Morgen geschah, da wir vor Sanct Crux unsern Anker fallen
ließen. Wir verweilten hier vierzehn Tage u. in den Lauf der Zeit waren wir zu verschiedenen Malen
am Lande, sahen da das Sehenswürdigste; sandten einige Früchte ans Schiff, u. besuchten eine Römisch
katholische Messe. Ehe die Messe ihren Anfang nahm fanden wir nur wenige Leute in der Kirche u. da wir
gerade eine spanisches Testament bey uns hatten laßen wir etwas daraus einem alten Mann vor der
aufmerksam hörte. Es hatte aber die Folge, daß da wir am Abend an‘s Schiff fahren wollten, die
Priester uns sagen ließen wir sollten keine Bücher u. Bibeln vertheilen. Wir nahmen dieses aber
nicht so genau, sondern wo wir Gelegenheit hatten vertheilten wir N. Testa., welche sehr begierig wenigst[ens]
mit S[ch]üchternheit aufgenommen wurden. Am nächsten Sontag kamen zwey Römisch katholische Priester
zu uns ans Schiff, welche uns besuchten uns, welche dem Gottesdienst beywohneten. Nur mit Einem konnten
wir Lateinisch sprechen, der andere konntenichts nur Spanisch u. ein wenig französisch, u. schien unwissend. -
Nach einigen Tagen entstand ein Sturm der uns mancher Gefahr aussetzte; u. ein mit uns vor Anker
liegendes Schiff wurde vor unseren Augen an die Felsen geworfen u. bald sahen wir es in Trümmern.
Einige Tage nachher veränderten wir unsern Ankerplatz u. die nächste Nacht brach unser Anker u. wir
trieben zu dem Felsen hin wo noch die Ueberreste des gescheiterten Schiffs lagen, als zum Glück
der andere Anker uns hielt; aber am nächsten Tage brach auch dieser Anker u. wir trieben noch weiter
zu der schauderhaften Stelle, nach welcher wir oft mit banger Besorgniß, unser Herz vertrauensvoll
zu Gott richtend hinblickten. Ein anderes Schiff an welchem wir einen Tau befestigten hielte uns,
während ein stärkerer und größerer Anker am Lande gekauft und abgesendet wurde, welches uns hielt
aber zu unserm Erstaunen den nächsten Morgen auch brach. Der Schiffsbruch wäre nun unvermeidlich
für uns gewesen, denn wir waren nicht mehr volle zwey Kabel Länge weit vom Wrack, - hätte der Herr nicht
den Wind gebothen sich zu ändern, welcher uns dann nicht aufs Land trieb, sondern ab, u. wir daher sogleich
unsere Segel löseten u. in die See segelten. Gelobet sey der Herr! Die Matrosen freueten sich, denn
sie hatten seit drey Tagen kaum Zeit zum Essen gehabt, nicht geschlafen u. bis unter die Arme im Waßer
stehend gearbeitet. Wir paßirten am 25ten. Janr. den tropicus cancri u. setzten unsern Lauf be-
günstigt vom Winde u. Wetter fort, so daß wir am 26ten Janr. den 18ten. Grad der Länge u. 20ten Grad der Breite
erreicht hatten u. in 24 Stunden zwey hundert englische Meilen machten. Am 2ten. Febr. empfanden wir das
Zunehmen der Hitze. Es war nach dem Thermometer nach Fahrenheit Vier und Achtzig Grad. Wir waren
am 4 February Sirea Leone gegenüber da es am 5ten. sehr stilles Wetter war, machten wir einen
Versuch mit einer leeren Flasche, welche wir gut pfropften u. an einem Bleywurf befestiget in die Tiefe
ließen;u. so oft wir diesen Versuch wiederholten, fanden wir den Pfropfen in die Flasche getrieben, u.
die Flasche mit Wasser gefüllt, beym letzten Versuch, wo der Pfropfen so an der Flasche befestigt war, daß
entweder der Druck des Wassers die Flasche brechen, oder das Wasser durchs Glas dringen, oder auch die
Flasche wieder leer aufkommen mußte, - zogen wir sie auf u. zu unserem Erstaunen fanden wir den
Pfropfen verpicht u. gebunden mit Drath als wir sie hinabließen ganz unbeschädigt; aber die Flaschezu //ganz// voll
von Wasser u. nicht die mindeste Luft in derselben zu sehen. Am 7ten^. Febr. begegneten wir einem Schiff
welches für einige Zeit in unserer Nähe blieb u. mit uns segelte. Am 13ten February nach der Berechnung
des Kapitains waren wir so weit auf unserer Reise fortgerückt daß wir an diesem Tage den Aequator
Biscaia ein, u. die Nacht des 22 Dec. wurde für uns äußerst beschwerlich indem der Sturm zu-
nahm u. die Wellen, welche ohnehin hier wie bekannt, sehr hoch u. schwer sich wälzen, donnerten so
heftig ans Schiff u. warfen es wie einen Spielball umher, daß wir in unserem Bett uns haltend
kaum aushalten konnten; aber noch unangenehmer war es, daß da unsere Fenster-Kasten nicht
ganz dicht aufgezimmert waren, das Waßer heftig in Güßen durchdrang u. bald unser Bett anfüllte,
Sophabettstelle den besten Gebrauch machten. Zwey traurige Nächte und drey Tage verlebten wir so
im heftigen Sturm. Alle Sachen selbst die festgebundenen wurden los gerißen u. unter ein-
ander geworfen; keiner konnte auf seinem Stuhl sitzen, sondern wir alle die am Mittagessen theil
nahmen konnten u. wollten mußten uns auf einem Seegel an der Erde ausgebreitet setzen; u. auch
da wurde oft der Eine nach der anderen Seite auf den Andern geworfen, der dann mit einem
zerbrochenen Teller u. ohne Suppe zurückkehrte und sich freute wenn er nur wieder ankerfest saß.
Solche Scenen, wie diese gaben oft zu dem lautesten Gelächter unter den andern Passagieren anlaß
Und in der That so beschwerlich das Ganze für uns war, man konnte sich des Lächelns oft kaum ent-
halten, wenn einer der gerade im Begriff war sich seines Glases Weines u. seiner Suppe gut schmecken
lassen wollte, wurde unerwartet von beyden beraubt u. sah sich mit unzufriedenen Blicken nach dem
endlichen Loos des herumfallenden Tellers u. Glases um indem er nur bemüth seyn muste seinen
Platz zu behaupten, der ihm durch des Schiffes Schwanken //oft// auf’s äußerste streitig gemacht wurde.
Viele Sachen wurden an diesem Tage zerbrochen u. der Capitain selbst gestand, daß er zum ersten
Male eine solche heftige Bewegung des Schiffes beywohne; es war nur Einer unter allen Anwesen-
den, der es mit Etwas dem gleichkommend vergleichen konnte. Wir dachten oft das Schiff würde in
den Abgrund hinabgeworfen. Da wir nicht gehen oder auf einem Stuhle sitzen konnten, so brachten
wir diese drey Tage auf dem Sopha Bettstelle
diese heftige Bewegung uns so ermüdete, daß wir uns immer zum Schlafe geneigt fühlten u. immer
schlafen konnten; wenn es uns nur die Bewegung des Schiffes zuließ. Am 24ten. des Abends konnte ich
mit meiner Frau einen Weihnachtsgesang anstimmen u. uns unsers Gottes im Sturm erfreuen
Ihn preisend, daß Er Mensch wurde! Nachdem uns eine Zwischenzeit //v.// gutem Wetter vergönnt
Seegeln trieb er uns einem Pfeile gleich, durch die schäumenden u. donnernden Wellen, u. verur-
sachte uns wieder drey Tage hindurch solche Beschwerden, wie ich sie oben berührte. Der Herr war nicht
im Sturme so; nicht in der hoch sich hebenden und tief hinab sich stürzenden Welle so; wie er dem still
anbetenden ihn liebenden Herzen sich offenbahrte; - der Sturm währete fort bis zum letzten
Tage im Jahre. Da schickte sich die Natur an zum Frieden. Am 1ten Janr. 1818 war es angenehmes
u. bedeutend wärmeres Wetter, welches uns auf‘s Verdeck lockte. Ein Sonnenstrahl der aus finstren
Regenwolken blickte u. mit einem Male alles um uns her aufklärte, zog gleich einen Vorhang
die Nebelwolken hinweg u. wir sahen zu unserem Erstaunen mit einem Male dicht vor uns die großen
Himmel anragenden, uralten Felsen, welche die Insel Madera umgeben. Ein jeder stand u. sah u. konnte
sein Auge nicht sätigen an dem Ehrfurcht erweckenden Anblick. Wir trieben die ganze Nacht,
einer Windstille nahe am Lande umher, und konnten weder vom Ruder noch von Seegeln Gebrauch machen. Das
hätte beynahe Besorgniße erweckt; doch der Herr des Himmels u. des Meeres war ja mit uns! Am nächsten
Morgen begünstigte uns der Wind u. schwellte bald unsere Seegeln, so daß das Schiff durchs Waßer rauschte
u. in jeder Stunde mehr als sieben englische Meilen lief. Am 3ten. Janr. sahen wir in weiter Ferne den
Pik von Teneriffa, der über die Wolken hervorragte, u. da es klares Wetter war, einen schönen Ausblick
darboth. Am nächsten Sontage waren wir der Insel Tenneriffa sehr nahe, nur eine Windstille hinderte
uns im Einlaufen, welches den nächsten Morgen geschah, da wir vor Sanct Crux unsern Anker fallen
ließen. Wir verweilten hier vierzehn Tage u. in den Lauf der Zeit waren wir zu verschiedenen Malen
am Lande, sahen da das Sehenswürdigste; sandten einige Früchte ans Schiff, u. besuchten eine Römisch
katholische Messe. Ehe die Messe ihren Anfang nahm fanden wir nur wenige Leute in der Kirche u. da wir
gerade eine spanisches Testament bey uns hatten laßen wir etwas daraus einem alten Mann vor der
aufmerksam hörte. Es hatte aber die Folge, daß da wir am Abend an‘s Schiff fahren wollten, die
Priester uns sagen ließen wir sollten keine Bücher u. Bibeln vertheilen. Wir nahmen dieses aber
nicht so genau, sondern wo wir Gelegenheit hatten vertheilten wir N. Testa., welche sehr begierig wenigst[ens]
mit S[ch]üchternheit aufgenommen wurden. Am nächsten Sontag kamen zwey Römisch katholische Priester
zu uns ans Schiff, welche uns besuchten uns, welche dem Gottesdienst beywohneten. Nur mit Einem konnten
wir Lateinisch sprechen, der andere konnte
Nach einigen Tagen entstand ein Sturm der uns mancher Gefahr aussetzte; u. ein mit uns vor Anker
liegendes Schiff wurde vor unseren Augen an die Felsen geworfen u. bald sahen wir es in Trümmern.
Einige Tage nachher veränderten wir unsern Ankerplatz u. die nächste Nacht brach unser Anker u. wir
trieben zu dem Felsen hin wo noch die Ueberreste des gescheiterten Schiffs lagen, als zum Glück
der andere Anker uns hielt; aber am nächsten Tage brach auch dieser Anker u. wir trieben noch weiter
zu der schauderhaften Stelle, nach welcher wir oft mit banger Besorgniß, unser Herz vertrauensvoll
zu Gott richtend hinblickten. Ein anderes Schiff an welchem wir ein
während ein stärkerer und größerer Anker am Lande gekauft und abgesendet wurde, welches uns hielt
aber zu unserm Erstaunen den nächsten Morgen auch brach. Der Schiffsbruch wäre nun unvermeidlich
für uns gewesen, denn wir waren nicht mehr volle zwey Kabel Länge weit vom Wrack, - hätte der Herr nicht
den Wind gebothen sich zu ändern, welcher uns dann nicht aufs Land trieb, sondern ab, u. wir daher sogleich
unsere Segel löseten u. in die See segelten. Gelobet sey der Herr! Die Matrosen freueten sich, denn
sie hatten seit drey Tagen kaum Zeit zum Essen gehabt, nicht geschlafen u. bis unter die Arme im Waßer
stehend gearbeitet. Wir paßirten am 25ten. Janr. den tropicus cancri u. setzten unsern Lauf be-
günstigt vom Winde u. Wetter fort, so daß wir am 26ten Janr. den 18ten. Grad der Länge u. 20ten Grad der Breite
erreicht hatten u. in 24 Stunden zwey hundert englische Meilen machten. Am 2ten. Febr. empfanden wir das
Zunehmen der Hitze. Es war nach dem Thermometer nach Fahrenheit Vier und Achtzig Grad. Wir waren
am 4 February Sirea Leone gegenüber da es am 5ten. sehr stilles Wetter war, machten wir einen
Versuch mit einer leeren Flasche, welche wir gut pfropften u. an einem Bleywurf befestiget in die Tiefe
ließen;
die Flasche mit Wasser gefüllt, beym letzten Versuch, wo der Pfropfen so an der Flasche befestigt war, daß
entweder der Druck des Wassers die Flasche brechen, oder das Wasser durchs Glas dringen, oder auch die
Flasche wieder leer aufkommen mußte, - zogen wir sie auf u. zu unserem Erstaunen fanden wir den
Pfropfen verpicht u. gebunden mit Drath als wir sie hinabließen ganz unbeschädigt; aber die Flasche
von Wasser u. nicht die mindeste Luft in derselben zu sehen. Am 7ten^. Febr. begegneten wir einem Schiff
welches für einige Zeit in unserer Nähe blieb u. mit uns segelte. Am 13ten February nach der Berechnung
des Kapitains waren wir so weit auf unserer Reise fortgerückt daß wir an diesem Tage den Aequator
passierten