In der lezten Nacht, ehe ich auf die Universitaet zoge, war es
noch nicht entschieden, ob ich dahin werde gehen können oder nicht.
In dieser äußersten Noth hat mein von Gott entfremdeter
Geist bei nahe das erstemal wieder ernstlich zu Gott ge-
seufzet, und auch das Sigel der Erhörung auf eine wun-
derbare Weise erlanget. Tübingen ware der Platz, wo
der himmliche Arzt, Jesus Christus, mich in die Cur nahme,
und in den ersteren Jahren das Hauptgericht über mein Fleisch
zum Sieg ausführte. Ich kan nicht bergen, daß ich sehr
begierig bin, dorten den Reichthum Gottes über mir in
seiner wahren Gestalt und Umfang zu sehen.
Immer hofte ich noch, meinen leiblichen Vater wieder zu
sehen, und von ihme unterstützt zu werden. Allein diß
konnte nicht seyn. Der himmliche Vater wollte mich
iezt alleine auf immer und ewig mein Vater seyn, und mich
ganz und gar an Sein Herz gewöhnen, und ich erinnere
mich nicht, daß der Verlust meines leiblichen Vaters, der
mir oft helffen wollte aber nicht konnte, mir biß daher nur
eine einige Thräne ausgepreßt habe. Der Ersaz jenes
leiblichen Vaters ist unvergleichlich, und ich kan ihn nun auf
mein Lebenlang wohl entbehren, weil ich weiß, wie ich mit
dem obern Vater stehe. Nichts als ewige Wonne u. Freude
und innige Anbetung wird die Folge seiner unbeschreibli-
chen Barmherzigkeit an mir seyn.
Es ist Zeit, daß ich der Hauptsache näher komme.
Was das Dähnische Mißions-Werck betrift, so ist mir sol-
ches das erstemal dem Namen nach bekannt worden, da mir
ein Studiosus Theologiae aus Siebenbürgen bei seinem Abschid
von Tübingen die 12. erste Continuationen der Nachrichten
davon zum Angedencken schenckte. Hin und wieder laß
ich etwas davon, allein das meiste mußte ich um [an]derer
nöthigerer Geschäffte willen ungelesen laßen.
Als ich meinen fünfjährigen Cursum Academicum in Tübin-
gen absolvirt hatte, und von dem herzoglichen Constistorio
in Stuttgardt zu Ende des Jahres 1772 examinirt worden war,
so kam ich nach Adelberg als Informator domesticus, woselbst
ich zwey acht - und neunjährige Knaben in die Aufsicht u. Unter-
richt bekame. Neben der Information war mein Haupt-
pensum die Apocalypsis, die mir biß dahin fast ganz
unbekannt gebieben war. Durch die Information lern-
te ich mich, d. i. meine ungeheure Ungeduld, Grimm und
Untüchtigkeit zu allem noch beßer kennen, und ich hatte man-
che harte Geburtsstunde, wobei ich zu Grund gegangen wäre,
wenn ich nicht durch die in den benglischen Reden waltende
Kräfften der zukünfftigen Welt häuffig und reichlich wäre
gestärcket und wieder aufgerichtet worden.
noch nicht entschieden, ob ich dahin werde gehen können oder nicht.
In dieser äußersten Noth hat mein von Gott entfremdeter
Geist bei nahe das erstemal wieder ernstlich zu Gott ge-
seufzet, und auch das Sigel der Erhörung auf eine wun-
derbare Weise erlanget. Tübingen ware der Platz, wo
der himmliche Arzt, Jesus Christus, mich in die Cur nahme,
und in den ersteren Jahren das Hauptgericht über mein Fleisch
zum Sieg ausführte. Ich kan nicht bergen, daß ich sehr
begierig bin, dorten den Reichthum Gottes über mir in
seiner wahren Gestalt und Umfang zu sehen.
Immer hofte ich noch, meinen leiblichen Vater wieder zu
sehen, und von ihme unterstützt zu werden. Allein diß
konnte nicht seyn. Der himmliche Vater wollte mich
iezt alleine auf immer und ewig mein Vater seyn, und mich
ganz und gar an Sein Herz gewöhnen, und ich erinnere
mich nicht, daß der Verlust meines leiblichen Vaters, der
mir oft helffen wollte aber nicht konnte, mir biß daher nur
eine einige Thräne ausgepreßt habe. Der Ersaz jenes
leiblichen Vaters ist unvergleichlich, und ich kan ihn nun auf
mein Lebenlang wohl entbehren, weil ich weiß, wie ich mit
dem obern Vater stehe. Nichts als ewige Wonne u. Freude
und innige Anbetung wird die Folge seiner unbeschreibli-
chen Barmherzigkeit an mir seyn.
Es ist Zeit, daß ich der Hauptsache näher komme.
Was das Dähnische Mißions-Werck betrift, so ist mir sol-
ches das erstemal dem Namen nach bekannt worden, da mir
ein Studiosus Theologiae aus Siebenbürgen bei seinem Abschid
von Tübingen die 12. erste Continuationen der Nachrichten
davon zum Angedencken schenckte. Hin und wieder laß
ich etwas davon, allein das meiste mußte ich um [an]derer
nöthigerer Geschäffte willen ungelesen laßen.
Als ich meinen fünfjährigen Cursum Academicum in Tübin-
gen absolvirt hatte, und von dem herzoglichen Constistorio
in Stuttgardt zu Ende des Jahres 1772 examinirt worden war,
so kam ich nach Adelberg als Informator domesticus, woselbst
ich zwey acht - und neunjährige Knaben in die Aufsicht u. Unter-
richt bekame. Neben der Information war mein Haupt-
pensum die Apocalypsis, die mir biß dahin fast ganz
unbekannt gebieben war. Durch die Information lern-
te ich mich, d. i. meine ungeheure Ungeduld, Grimm und
Untüchtigkeit zu allem noch beßer kennen, und ich hatte man-
che harte Geburtsstunde, wobei ich zu Grund gegangen wäre,
wenn ich nicht durch die in den benglischen Reden waltende
Kräfften der zukünfftigen Welt häuffig und reichlich wäre
gestärcket und wieder aufgerichtet worden.