Weder der große Kummer meines Vaters noch die häuffige
Thränen meiner Muter nebst vielen andern Warnungen
und Ermahnungen waren im Stand, mich von dem Weg
der ins Verderben hinführet zurückzuruffen.
Mein Vater ließe sichs reuen, daß er jemahlen etwas
dergleichen mit mir vorgenommen und sichs vergeblich
so sauer werden laßen, ins besondere, da die einmal
aufgenommene Last, nemlich die Bezahlung des jährlichen
Kostgelds von 60 Gulden nebst dem übrigen, seinem Rücken
von Tag zu Tag schwerer wurde. Er hatte auch wircklich
vor mich der Schreiberey oder sonst einer andern Profession
zu widmen. Doch ist es unterblieben.
Innzwischen schickte es sich, daß er nach seinem längst
gehabten Wunsch ein Kirchen-Patent bekame. Er gieng
mit Freuden und in der besten Hofnung, seinen Zweck
mit mir nun erst vollends durchsezen zu können, außer
Lands nach Franckfurt, schickte bald von da aus 90 Gulden
womit ich einen Theil von meinem Kostgeld, und auch von
meiner Muter und Schwestern Brod - und andern Schulden
abzahlen konnte.
Hier fieng sich der Weg Gottes, worauf er mich demüthigen
und wieder zurecht bringen wollte, an zu offenbaren.
Mein Kostherr, der selbsten von den Schuldnern gedrän-
get wurde, machte mir wegen meinem Vater täglich Vor-
würffe, und ich wurde vor vielen Zehr- und andern Leu-
ten als ein Lump bekannt und zu schanden gemacht. Diß
war in der That was hartes vor mich. Deßen unerachtet
schüttelte ich die Schläge Gottes sogleich wieder von mir
ab, und machte fort, mein Sündermaas zu erfüllen, und
in wenigen Jahren schiene ich ein Mann in der Boßheit
geworden zu seyn. Einige Zeit hernach schickte mein
Vater 2mal nacheinander von Amsterdam aus 20 Ducaten,
wodurch wieder bei mir und den Meinigen eine Weile Friede
gemacht wurde, und diß war das lezte Geld u. der lezte
Brief, den ich von seiner Hand zu sehen bekam. Mein Kost-
geld wuchse deßen unerachtet auf 80 Gulden an, und es sezte
viele Nöthen, bis ich von meinem Kostherrn und von Stuttg.
loß wurde, Bett, Truhe und anderes mußte ich dahinten
laßen, und froh seyn, daß ich mit meinem Leben davon
kame. Diß ist aber noch nicht das Ende der Schmerzen,
sondern erst ein geringer Anfang derselben. Wie mich
Gott mitten auf den Weg des Ungehorsams dennoch vä-
terlich geleitet, und es zwar oft auf das höchste aber
nie zu weit habe kommen laßen, läßt sich mündlich
noch beßer erzählen als schreiben, insbesondere da mir
hier so enge Grenzen gesezt sind, und ich solche wircklich
schon zu überschreiten befürchte.
Thränen meiner Muter nebst vielen andern Warnungen
und Ermahnungen waren im Stand, mich von dem Weg
der ins Verderben hinführet zurückzuruffen.
Mein Vater ließe sichs reuen, daß er jemahlen etwas
dergleichen mit mir vorgenommen und sichs vergeblich
so sauer werden laßen, ins besondere, da die einmal
aufgenommene Last, nemlich die Bezahlung des jährlichen
Kostgelds von 60 Gulden nebst dem übrigen, seinem Rücken
von Tag zu Tag schwerer wurde. Er hatte auch wircklich
vor mich der Schreiberey oder sonst einer andern Profession
zu widmen. Doch ist es unterblieben.
Innzwischen schickte es sich, daß er nach seinem längst
gehabten Wunsch ein Kirchen-Patent bekame. Er gieng
mit Freuden und in der besten Hofnung, seinen Zweck
mit mir nun erst vollends durchsezen zu können, außer
Lands nach Franckfurt, schickte bald von da aus 90 Gulden
womit ich einen Theil von meinem Kostgeld, und auch von
meiner Muter und Schwestern Brod - und andern Schulden
abzahlen konnte.
Hier fieng sich der Weg Gottes, worauf er mich demüthigen
und wieder zurecht bringen wollte, an zu offenbaren.
Mein Kostherr, der selbsten von den Schuldnern gedrän-
get wurde, machte mir wegen meinem Vater täglich Vor-
würffe, und ich wurde vor vielen Zehr- und andern Leu-
ten als ein Lump bekannt und zu schanden gemacht. Diß
war in der That was hartes vor mich. Deßen unerachtet
schüttelte ich die Schläge Gottes sogleich wieder von mir
ab, und machte fort, mein Sündermaas zu erfüllen, und
in wenigen Jahren schiene ich ein Mann in der Boßheit
geworden zu seyn. Einige Zeit hernach schickte mein
Vater 2mal nacheinander von Amsterdam aus 20 Ducaten,
wodurch wieder bei mir und den Meinigen eine Weile Friede
gemacht wurde, und diß war das lezte Geld u. der lezte
Brief, den ich von seiner Hand zu sehen bekam. Mein Kost-
geld wuchse deßen unerachtet auf 80 Gulden an, und es sezte
viele Nöthen, bis ich von meinem Kostherrn und von Stuttg.
loß wurde, Bett, Truhe und anderes mußte ich dahinten
laßen, und froh seyn, daß ich mit meinem Leben davon
kame. Diß ist aber noch nicht das Ende der Schmerzen,
sondern erst ein geringer Anfang derselben. Wie mich
Gott mitten auf den Weg des Ungehorsams dennoch vä-
terlich geleitet, und es zwar oft auf das höchste aber
nie zu weit habe kommen laßen, läßt sich mündlich
noch beßer erzählen als schreiben, insbesondere da mir
hier so enge Grenzen gesezt sind, und ich solche wircklich
schon zu überschreiten befürchte.
