Darstellung unterschiedlicher Perücken, in: Daniel Gottfried Schreber: Schauplatz der Künste und Handwerke, oder vollständige Beschreibung der­selben/ verfertiget oder gebilliget von denen Herren der Academie der Wissenschaften zu Paris. Übersetzt ins Teutsche und mit Anmerkungen ver­sehen von Johann Heinrich Gottlob von Justi. Bd. 7. Leipzig, Königsberg: Kanter, 1768, Tab. Il. Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 112| 18d

Der Auszug liest sich wie eine Regieanweisung für die (Selbst-)Inszenierung eines Pietisten und beinhaltet reich­lich Material für die Verfertigung eines literarisch-theatral wirksamen Stereotyps. Der Text zeugt von genauerer Kenntnis, sowohl des historischen Phänomens als auch seiner karikierenden Darbietungen. Manches wird noch erwähnt, wie Muffels physiologisch manifester Bekeh­rungsprozess(Sag nur: ich fühle wohl, dass es recht kütz­lich thut;/ Es grübbelt, grabbelt mich; Allein ich kans nicht sagen;[...]), dessen gelungener Abschluss sich nach Au­genblicken der Unsagbarkeit im Modus des Lallens äußert (Bist du dahin gelangt; so stosse was hervor,/ Das kauder­wellisch klingt, und ein verständig Ohr/ Vor Zauberformeln

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hält: Das wird man göttlich nennen,/ Und dieß verwirrte Zeug vor Gottes Wort erkennen.) Wer solchermaßen be­kehrt und wiedergeboren oder schlichtausgeraßt ist, der kanndie besten Psalmen dichten,/ Und als ein krankes Schwein den Kopf zur Erde richten.

1736 veröffentlichte Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762) anonym ihre gegen die Pietisten gerichtete Be­arbeitung einer französischen anti-jansenistischen Satire Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Mit ihr kommt der Pietist auf die Bühne und für seine Gegner medial zu sich selbst. Pietistische(Selbst-)Darstellungen mit den Mitteln der eloquentia corporis scheinen im Theater überhaupt erst angemessen wahrnehmbar." Der Text ist zu bekannt, um hier ausführlich zitiert werden zu müssen. Eine Zielscheibe ihrer Komödie sind die auch im Muffel angesprochenen scheinfrommen Kreise begeisterter Frauen, die sich im Na­men hallischer und radikalpietistischer Lektüren zu Kon­ventikeln einer deliranten Schwatzhaftigkeit, des Fanatis­