Wie ich aber bey Herrn D. Blumentrost auf sein schriftl. ansuchen, wieder
eingekehrt, ließ sich die affection von neuen sehen, u. tranck mir ietzo
der Herr D. aus einer silbernen u. schön vergüldeten Kanne zu mit Ver-
sprechen die mit zugeben, wenn ich mit N. einmahl ein paar solte
werden. Ich antwortet aber, ich hielte es mit dem Ausonio in welchem
sonst diese verse gelesen:
Hanc volo, quae non vult, illam quae vult ego nolo.
Vincere vult animus, non satiare Venus.
Darauf wurde alles stille. Nach der Zeit alß mich Gott ins Predigt
Amt gesezt, ist mir mancher Vorschlag, sonderl. bald von dieser,
bald von jener Witben geschehen. Von der Jungfer Blumentrostin
aber, so noch meine discipulin, gedachte Herrn D. Kellerman am ersten,
u. meinte weil ich nun im Amt, so müßte ich nun auch bekümmert
sein auf den Ehestand, u. da ich so sehr beliebt im Hause, so würde
mir nimmer die tochter versagt werden. Allein meine gedancken
waren gar anders, u. noch zur Zeit gar nicht auf eine Heirath ge-
richtet. Es trug sich aber zu, daß etwa im Monat 8tbr 1699 die äl-
teste Jungfer Müllerin kranck u. gar kräftig zu Gott gezogen wurde, über
deren Bekehrung allerlei lästerungen fielen, alß hätte ich sie durch ein ge-
wißes Buch so melancholisch ja tol gemacht, u. hielt mir Herr Münter d.
20 9bs. vor, es ginge die rede, alß hätte ich mich vernehmen laßen sie ge-
sund zu machen, so die Eltern sie mir zum Weibe wolten geben. Sie selbst
aber bekante mir in ihrer schwachheit, daß sie sich mit Monsieur Muth, der
Contorschreiber in ihrem Hause war, heimlich hätte verlobt, u. fragte, da die
Eltern nun solches gehöret u. ganz dargegen, ob sie ihm ihr wort zu halten
schuldig sei? Da ich aber das gegentheil ihr aus Gottes wort bewies, war
sie ruhig u. zufrieden, daß der Muth von den Eltern aus dem Hause
gestoßen wurde. Alß ich nun sahe, daß ihr Herz rechtschaffen an Gott
hing u. recht in der Liebe jesu brante, kriegte ich selbst neigung zu ihr,
ließ aber niemand davon etwas mercken. Auch nahm jene bei mir noch
verborgen zu, da ihre Frau Mutter d. 3 jan. 1700 meines Collegen Herrn Roloffs
liebste, welche eben von Archangel waren ankommen, wegen ihrem keuschen
wandel sehr rühmte, u. versprach gerne, mit sorge zu tragen, daß
auch mir eine praf Ehegattin zugeführet würde. Ich behielt auch
solche worte, u. da ich den 14 Febr. wegen der Ordination nach Deutschl.
reisete, entdeckte ich meinem Collegen meine Zuneigung, befahl
es seinem Gebeth u. ging fort. Wie ich aber M. Aug. in Halle war,
rieth Herr Prof. Francke, so es sein könte, sich des Ehestandes noch eine Zeitlang
zu enthalten, dem ich darauf meinen sinn wegen der Jungfer Müllerin
entdeckte, aber alsofort enderte. Auch war sie schon, da ich wieder