in der Liebe die sie ihm schuldig p und ob sie schon von groben Lastern sich
rein wüste, so wäre sie doch voller Angst des Gewißens, daß Sie so
viel gutes versäumet hätte. Ich redete ihr so viel ich konte und nötig
erachtete, und betete mit ihr.
Die XIII. Mart.
Fande sie etwas ruhigen Gemüths u. Vertrauens zu der Gnade
GOttes, die ich ihr in Christo sonderl. aus 1.Tim. 1,15. Tages vorhero ange-
priesen hatte. Brachte ihr auch eine a part gedruckte Predigt über
diesen Spruch des sel. Herrn Prof. Franckens mit, welche sie sich solte
vorlesen laßen; und verliese sie nach verrichteten Gebet gantz getrost.
Die XIV. Mart.
Hatten wir einen großen Bußtag, an welchem eine solche Menge
Volcks in die Schloß-Kirche kam, daß ich mit großer Noth und vielen Ge-
tränge zum Altar und auf die Cantzel gehen konte. Mich jammerte in-
niglich des armen Volcks, u. seufzete wehmüthig zu GOtt für sie, ehe
ich auf die Cantzel gieng. Der Herr schiene sich auch unser jammern zu
laßen, und gab mir viele Gnade, das Wort der Buße so zu predigen,
daß es in der gantzen Kirche eine große Bewegung gab. Mein Text
war Esa. 1, 16.17.18. GOtt laße es zum Heyl der Armen Menschen gereichen.
Die XV. Mart.
Erzehlte mir eine gewiße angesehene Person, wie der Can-
didatus Müller, welcher sich ohnlängst in dem Collegio Biblico so im-
pertinent verhalten, in der gestrigen Buß-Predigt gewesen, und gantz
perturbiret nach Hauß kommen, da er seinem Principal, dem Ober-Stall-
meister (denn bey dem stehet er in Condition) gestanden: Er müße
bekennen, diese Predigt habe ihn so überzeuget, daß er solches noch
sein Lebtage in keiner Predigt empfunden, was er in dieser an sei-
nem Hertzen gespühret p. Dem Principal (welcher sich seines neuli-
chen bösen Handels nicht nur gar nicht angenommen, sondern ihn des-
wegen ernstl. reprochiret haben soll) sey diß Bekäntniß so seltsam
vorkommen, daß er sich nicht drein finden können; hat aber heute
bey dem, der mir dieß alles erzehlet, sich zugleich heraus gelaßen,
daß es ihm nicht beßer gangen, als seinem informatori, er habe
sichs nur nicht mögen mercken laßen; er sey völlig überzeuget
worden, und hätte recht großes Verlangen, mit mir selber zu sprechen.
Zuletzt hat er auch den, der mir alles referiret, gebeten, er solte
mir solches tecte zu verstehen geben, und machen, daß ich ihm (dem Ober-
Stallmeister) bald zuspräche, und gute Freundschaft mit ihm hielte.
Ich dachte bey mir selbst: Ach Herr! wie wolte ich dir dancken, wenn
du es geschehen liesest, daß dein Wort meinem Feinde möchten feurige
Kohlen auf das Haupt sammlen? Wer weiß was Gott thut.
Die