ergehen laßen, u. haben die Feinde schon ungemein gloriiret wegen
der ausgestreueten Ungnade Serenissimi. In öffentl. Gesellschaften
hat man gesprochen: Ehe 4. Wochen vergiengen, würde ich aus dem
Lande müßen; Mir wäre schon einmal die Cantzel verboten ge-
wesen; der Herr liese mich nicht mehr vor sich; bey einer neulich ge-
haltenen Predigt hätte er in dem Kirch-Gemach aus Unmuth das
Fenster zugeschlagen; doch den Schein zu vermeiden, daß man auf mich
erbittert wäre, würde ich auf erwehnte Pfarre gesetzet werden
u. d. g. So hat auch der Lügen-Geist andere Lästerung, Lehre und
Leben betreffend, ausgestreuet e.g. ich wäre ein Wi//e//dertäuffer
und hätte öffentl. in einer Predigt gelehrt, wenn der Mensch der
Mensch 16. Jahr alt wäre, müste er wieder getaufft werden; wenn
ein Mensch nur noch eine Sünde an sich hätte, wäre er verdammt,
ich statuirte eine Vollkommenheit; it: ich hätte mich neulich //an einem Ort// so voll-
gesoffen, daß man mich hätte nach Hauße führen müßen p und un-
zählig dergleichen Dinge, davon nicht der geringste Schein der
Wahrheit vorhanden.
Ich kan GOtt, als einen treuen Vater, der mich nicht über Vermö-
gen versuchen läßet, nicht gnug für die Gnade dancken, die er
mir bey allen dergleichen Dingen erzeiget. Denn ich immerfort der-
gleichen Lästerungen mit Freuden anhöre, u. seine Gnade mich nur
desto muthiger u. freudiger machet, getrost in dem Werck des HErrn fort-
zufahren. Die Welt mag toben wie sie will; so wird mich GOtt doch stärcken,
das traue ich ihm festiglich zu.
Die X Maii
Muste abermal nach Himmelcron, wo ich den ersten u. zweyten
Pfingstfeyertag vor Serenissimo geprediget. Serenissimus wolten zwar,
ich solte noch etliche Tage daselbst bleiben, von der frischen Luft profitiren,
u. meiner Gesundheit wahrnehmen. Weil ich aber gerne wenigstens einmal
auch in Bayreuth das Fest über predigen wolte: so bathe ich mirs zur Gna-
de aus, daß ich den zweyten Fest-tag Nachmittag nach Bayreuth zurück
reisen, u. den dritten Vormittag im Schloß predigen dörfte, dagegen wol-
te ich von der Gnade profitiren, wenn ich das Trinitatis Fest befehliget
werden solte, im Himmelcron zu predigen; so wolte ich so dann etliche
Tage da bleiben. Diese meine Begierde, das Fest hindurch guten Saamen
auszustreuen schiene sie sehr gnädig anzusehen u. antworteten sehr
freundlich: Ach ja! es ist mir allemal eine Freude, wenn der Herr HofPre-
diger erbauen will, ich sorge nur die Gesundheit möge Schaden leiden, wann
Sie 3. mal hintereinander predigen, so ich mirs aber getrauete, möchte ich
in GOttes Namen auch in Bayreuth predigen, auf das Trinit. Fest wieder-
kommen, u. so dann etl. Tage bey Ihnen bleiben. Also reisete ich den XVII Nach-
Mittag wieder nach Bayreuth, u.
Die XVIII.