Herr D Spener. den 3. Febr. 99
Ich habe es noch nie von einem gehöret, daß er so vielfältig bald hie bald
dahin sei gerufen worden, alß es mir, so lang ich in Moscau bin, geschehen.
Aber warüm Gott nichts habe draus werden laßen, da es doch schien eine
iede Vocation müße vor sich gehen, ist seiner unausforschl. weißheit am
besten bekant. Wer weiß wie lang es noch wehret, daß die Divinae
Vocationes ad Ministerium Ecclesiasticum in Unserer Kirchen noch plaz haben.
Verhengt Gott eine Ἀποσυναγωγείαν, gewis der mund des Herren wird
deswegen nicht zufrieren, sondern seine stimme wird mit testo größerer
macht ergehen u erregen die wüßten Kades p manche heimliche faule
absichten werden hinfallen, damit getrost gerufen u nicht geschonet
werde. Mir ist schon vor etl. jahren bange gewesen, ich möchte ins
PredigAmt gestoßen werden, indem mir unterschiedl. örter deswegen
unsicher gemacht wurden, aber noch zur Zeit hat die Göttl. Vorsehung
mich damit verschonet. Alß ich nach Königsberg gehen wolte, hätte
mich bald Erfurt fest gehalten. Darauf faßte mich Herr D Heiler ziem-
lich an in Pommern an eine Gemeine zubringen. In Curland ist viel-
fältig darauf gedacht worden, mich hinzuziehen. Und nun wird noch
hieselbst u in Liefland gearbeitet, mich an ein öffentl. u ordentl. Amt
zubinden. Bald von dieser, bald von jener seite komt einem ein
neuer Vorschlag zu ohren, drüber man nicht wenig gerüttelt u
geschüttelt wird, aber man läuft deswegen nicht so gleich fort alß
ein hirsch, sondern liegt noch alß ein Kloz, quia movent, sed nihil pro-
movent. Vorigen Sommer, da ich noch in Narva mit dem Consist. zu thun
hatte, wolten sie mich nach Riga hin haben, vor Herrn D Fischern, so nach Stok-
holm gehen wolte, zu predigen, auch an der Schulen daselbst zu arbeiten.
Bei Dörpt auf dem lande both mir Herr M Ladau an, jährl. 200 thlr zu
schaffen, so ich seiner Gemeine alß Diaconus mit vorstehen wolte. Da-
mahls wußte kaum, ob ich noch solte in Narva bleiben, oder mich nach Riga
oder Moscau wiederwenden. Endlich da ich hörte, daß Herr M Beßer sich
hatte von Novgrod wieder weggemacht, u were Prediger auf den Eisenwer-
ken hinter Mosc. worden, reisete ich mit großen ungemach dorthin, üm
mit dem Schwed. Comm. Herr Vinhagen u andern Freunden mundlich daselbst
zureden u iemand vorzuschlagen, der an Herrn Beßers stelle Gott an seiner
dahin sei gerufen worden, alß es mir, so lang ich in Moscau bin, geschehen.
Aber warüm Gott nichts habe draus werden laßen, da es doch schien eine
iede Vocation müße vor sich gehen, ist seiner unausforschl. weißheit am
besten bekant. Wer weiß wie lang es noch wehret, daß die Divinae
Vocationes ad Ministerium Ecclesiasticum in Unserer Kirchen noch plaz haben.
Verhengt Gott eine Ἀποσυναγωγείαν, gewis der mund des Herren wird
deswegen nicht zufrieren, sondern seine stimme wird mit testo größerer
macht ergehen u erregen die wüßten Kades p manche heimliche faule
absichten werden hinfallen, damit getrost gerufen u nicht geschonet
werde. Mir ist schon vor etl. jahren bange gewesen, ich möchte ins
PredigAmt gestoßen werden, indem mir unterschiedl. örter deswegen
unsicher gemacht wurden, aber noch zur Zeit hat die Göttl. Vorsehung
mich damit verschonet. Alß ich nach Königsberg gehen wolte, hätte
mich bald Erfurt fest gehalten. Darauf faßte mich Herr D Heiler ziem-
lich an in Pommern an eine Gemeine zubringen. In Curland ist viel-
fältig darauf gedacht worden, mich hinzuziehen. Und nun wird noch
hieselbst u in Liefland gearbeitet, mich an ein öffentl. u ordentl. Amt
zubinden. Bald von dieser, bald von jener seite komt einem ein
neuer Vorschlag zu ohren, drüber man nicht wenig gerüttelt u
geschüttelt wird, aber man läuft deswegen nicht so gleich fort alß
ein hirsch, sondern liegt noch alß ein Kloz, quia movent, sed nihil pro-
movent. Vorigen Sommer, da ich noch in Narva mit dem Consist. zu thun
hatte, wolten sie mich nach Riga hin haben, vor Herrn D Fischern, so nach Stok-
holm gehen wolte, zu predigen, auch an der Schulen daselbst zu arbeiten.
Bei Dörpt auf dem lande both mir Herr M Ladau an, jährl. 200 thlr zu
schaffen, so ich seiner Gemeine alß Diaconus mit vorstehen wolte. Da-
mahls wußte kaum, ob ich noch solte in Narva bleiben, oder mich nach Riga
oder Moscau wiederwenden. Endlich da ich hörte, daß Herr M Beßer sich
hatte von Novgrod wieder weggemacht, u were Prediger auf den Eisenwer-
ken hinter Mosc. worden, reisete ich mit großen ungemach dorthin, üm
mit dem Schwed. Comm. Herr Vinhagen u andern Freunden mundlich daselbst
zureden u iemand vorzuschlagen, der an Herrn Beßers stelle Gott an seiner